Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1353-0719
Doppelkopf: Gerda Hofmann-Wackersreuther und Helga Beyerlein
Gerda Hofmann-Wackersreuther
Dr. med. Gerda Hofmann-Wackersreuther, geb. 29.01.1962.
Ich habe einen erwachsenen Sohn und lebe in Nürnberg.
Zusammen mit meinen beiden jüngeren Geschwistern habe ich meine Kindheit und Jugend in einem kleinen oberfränkischen Dorf verbracht. Meine Eltern hatten eine Landwirtschaft im Nebenerwerb. In der Oberstufe schwankte ich noch zwischen einem Biologie- und Medizinstudium. Von 1982–1988 studierte ich Humanmedizin an der Universität Erlangen Nürnberg. Mein AIP absolvierte ich in der Pathologie. Nach der Geburt meines Sohnes fand ich über ein Hochschulstipendium den Wiedereinstieg in den Arztberuf. Von Januar 1994 bis Januar 2003 erfolgte meine Ausbildung zur Internistin und Hämatoonkologin an der 5. Med. Klinik (Prof. Dr. Gallmeier, ab 2003 Prof. Dr. Wilhelm).
Seit Dez. 2003 leite ich fachärztlich die Palliativstation am Klinikum Nürnberg Nord. Medizinethische Fragen haben mich immer sehr interessiert, sodass ich 2004 die Ausbildung zur klinischen Ethikberaterin abschloss. Im November 2005 legte ich die Prüfung zur Zusatzbezeichnung Palliativmedizin ab. Seit 2006 habe ich die volle Weiterbildungsbefugnis für Palliativmedizin. Im Sommer 2007 nahm ich an „Train the Trainer“ auf Frauenchiemsee teil. Gemeinsam mit der Hospizakademie Nürnberg bieten wir je 4 Weiterbildungsmodule für Ärzte und Pflegekräfte an. Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als Beisitzerin im Hospiz-Team e. V. von 2004–2016 konnte ich den Aufbau eines Netzwerks der Hospiz- und Palliativversorgung in Nürnberg wesentlich unterstützen.
So nahm 2012 das SAPV-Team Nürnberg gGmbH mit den Gesellschaftern Klinikum Nürnberg und Hospiz-Team Nürnberg e. V. seine Tätigkeit auf. Im Oktober 2015 konnte der PMD am Standort Süd, im Juli 2020 der PMD am Standort Nord des Klinikum Nürnberg implementiert werden.
Seit November 2020 sind die Palliativstation, der PMD an beiden Standorten des Klinikum Nürnberg und das SAPV-Team Nürnberg unter meiner Leitung zu dem „Bereich Palliativmedizin“ zusammengefasst worden.
Wie kamen Sie in Ihr jetziges Tätigkeitsfeld?
In meiner Ausbildung zur Internistin und Hämatoonkologin an der 5. Med. Klinik im Klinikum Nürnberg Nord habe ich schon sehr bald erfahren, dass eine Tumordiagnose erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und deren Familie hat. Dort war es bereits vor 25 Jahren Standard, dass parallel zu einem hohen medizinischen Standard den Patienten auch eine empathische Beziehung angeboten worden ist. Zudem bestand auch schon ein Angebot einer multiprofessionellen Betreuung mit Einbindung der Kolleg*Innen der Psychoonkologie, Sozialarbeit, der Musik- und Kunsttherapie, um den Bedürfnissen der Patienten*Innen möglichst gerecht zu werden. Die Mischung aus hohem medizinischen Standard, Beziehungsmedizin und die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team auf Augenhöhe, habe ich immer als sehr bereichernd erlebt.Vor diesem Hintergrund hat mich dann 2003 das Angebot, die Palliativstation konzeptionell zu etablieren und fachlich zu leiten, sehr gefreut, und ich habe diese Aufgabe gerne übernommen.Unser multiprofessionelles Team spiegelte und spiegelt eine immense Breite an Lebenserfahrung und Weltsichten durch die Vielfalt der Persönlichkeiten wider. Dadurch haben wir eine große Bereicherung im Team und eine unglaubliche Kompetenz für die Begleitung unserer Pateinten*Innen.
Was wäre für Sie die berufliche Alternative?
Der Arztberuf war immer mein Wunsch, allerdings wollte ich Landärztin werden, weil mir der Bezug zum einzelnen Menschen und seinem familiären Umfeld immer wichtig war. Genau das habe ich jetzt in der Palliativmedizin in intensiverer Form gefunden. Insofern gibt es für mich keine andere Alternative.
Wie beginnen Sie Ihren Tag?
Ich bin Frühaufsteherin, nehme mir ausreichend Ruhe und Zeit – Duschen, ein gemütliches Frühstück mit meinem Lebenspartner, Zeitung lesen und meinen Tag planen.
Leben bedeutet für mich …
… den Moment zu genießen, sich an Schönem zu erfreuen, sich aber auch den Problemen des Alltags zu stellen und diese bestmöglich zu bewältigen, und neugierig bleiben …
Sterben bedeutet für mich …
… Sterben ist für mich ein Teil des Lebens, dazugehörig. Gerade durch die Begleitung unserer Patienten weiß ich, dass Sterben sehr individuell ist. So wie für jeden Menschen wird es auch für mich ein noch zu gehender unbekannter Weg sein.
Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Es wäre schön, wenn ich geduldiger werden könnte.
Meine bisher wichtigste Lernerfahrung im Leben ist …
…, dass wir nie wissen, was das Schicksal für uns vorgesehen hat, und dass ich darauf vertrauen kann, dass ich die Kraft, Zuversicht und den Mut habe und haben werde, es zu meistern.
Was würden Sie gerne noch lernen?
Vieles, z. B. meine Spanischkenntnisse zu verbessern.
Woraus schöpfen Sie Kraft für Ihre Arbeit?
Kraft für die Arbeit geben mir meine Familie und Freunde, das Team, aber auch die Natur, die Momente der Begegnung und Austausch mit anderen Menschen, das Reisen mit Kennenlernen anderer Kulturen.
Mit wem aus der Welt- oder Medizingeschichte würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen?
Alexander Gerst – ich finde es absolut faszinierend, aus dem All auf die Erde zu schauen. Zudem finde ich sein Fachgebiet der Geophysik mit Studien der Vulkane ebenfalls sehr interessant.
Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich …
Diese Neugierde habe ich nicht. Es darf auch Geheimnisse geben.
Wie können Sie Frau Beyerlein beschreiben?
Seit 2003 leiten Frau Beyerlein und ich die Palliativstation am Klinikum Nürnberg. Von Anfang an konnten wir inhaltlich offen diskutieren und uns immer aufeinander verlassen.Unsere gemeinsamen Ziele waren und sind, die palliativmedizinische Versorgung am Klinikum Nürnberg und in der Stadt Nürnberg zu etablieren und möglichst vielen Patienten*Innen einen Zugang zu dieser zu ermöglichen, aber auch eine gute Qualität der palliativen Versorgung für Patienten*Innen und Weiterbildung für unsere Kolleg*Innen anzubieten.An Helga schätze ich sehr ihre Lebenserfahrung, ihren einerseits fürsorglichen andererseits aber auch klaren Führungsstil und ihr großes Herz für Mitarbeiter und Patienten. Loyal hat sie sich in all unseren Projekten eingebracht und mich unterstützt. Dafür danke ich ihr.
Wie beenden Sie Ihren Tag?
Unterschiedlich – Sport, gemeinsam kochen und essen, Kino, Lesen, Natur.
Gibt es etwas, das Sie gerne gefragt worden wären, aber noch nie gefragt worden sind?
Nein.
Publication History
Article published online:
23 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany