Notaufnahme up2date 2020; 2(02): 179-193
DOI: 10.1055/a-0991-4193
Kinder, Geburt und Schwangerschaft

Kindesmisshandlung: Symptome erkennen in der Notaufnahme

Svenja Binder
,
Judith Froch-Cortis
,
Sibylle Banaschak

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist PD Dr. med. Sibylle Banaschak, Köln.

Die Notaufnahme oder die niedergelassene Praxis sind häufig die ersten Anlaufstellen von Kindern mit akuten misshandlungsbedingten Verletzungen. Das dort arbeitende Personal hat somit eine Schlüsselfunktion inne: Das rasche Erkennen misshandlungsbedingter Verletzungsmuster sowie von Verdachtsfällen mit Einleitung entsprechender weiterführender Maßnahmen trägt zur Verhinderung weiterer Misshandlung bei und macht über eine Krankenhausaufnahme hinaus die weitere Sicherung des Kindeswohls möglich.

Kernaussagen
  • Das frühzeitige Erkennen misshandlungsbedingter Verletzung kann bei Einleitung entsprechender weiterführender Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Misshandlung beitragen.

  • Bei Verdacht auf Kindesmisshandlung muss immer eine Ganzkörperuntersuchung mit sorgfältiger Dokumentation der Befunde erfolgen – bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch darf diese jedoch nur durch geschultes Fachpersonal (unterschiedlicher Disziplinen; je nach Situation vor Ort) erfolgen, um mehrfache Untersuchungen zu vermeiden, sofern keine akuten behandlungsbedürftigen Verletzungen vorliegen.

  • Die zu vorliegenden Verletzungen angegebenen Verletzungsmechanismen müssen auf ihre Plausibilität überprüft werden.

  • Bei bestehendem Verdacht auf misshandlungsbedingte Verletzungen sollte das Kind zunächst zur weitergehenden Abklärung mit Durchführung weiterer diagnostischer Maßnahmen stationär aufgenommen werden.

  • Die Klärung des weiteren Vorgehens kann über die Fallvorstellung in der lokalen Kinderschutzgruppe erfolgen, weitergehende Hilfe und Beratung erfolgt über regionale Beratungsstellen, z. B. Ambulanzen der zuständigen rechtsmedizinischen Institute.



Publication History

Article published online:
24 April 2020

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