Allgemeine Homöopathische Zeitung 2019; 264(04): 3
DOI: 10.1055/a-0916-4598
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die populärsten Irrtümer …

Michael Teut
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Publication Date:
19 July 2019 (online)

Allen Lesern möchte ich die Artikelserie über Homöopathieforschung auf dem Blog von Wisshom empfehlen (www.homöopathie-forschung.info). Hier haben sich Harald Walach, Curt Kösters und Susann Buchheim-Schmidt die populärsten Irrtümer über die Homöopathie und die konventionelle Medizin unter folgenden Überschriften vorgenommen:

Irrtum Nr. 1 – Therapieprinzip unbewiesen, Irrtum Nr. 2 – Unwissenschaftlich, Irrtum Nr. 3 – Fehlende Diagnostik, Irrtum Nr. 4 – Ungeprüfte Medikamente, Irrtum Nr. 5 – Teurer Zucker, Irrtum Nr. 6 – Widerwärtige Arzneimittel, Irrtum Nr. 7 – Gefährlich, Irrtum Nr. 8 – Potenzierung – alles Hokuspokus, Irrtum Nr. 9 – Unmöglich, Irrtum Nr. 10 – Nichts drin, Irrtum Nr. 11 – Veraltete Theorie. Diese Serie ist absolut lesenswert, man erfährt viel Neues, manchmal auch Überraschendes und muss auch schmunzeln. Humor ist ja eine unterschätzte Ressource. Zusammenfassend (www.homöopathie-forschung.info/die-populaersten-irrtuemer-ueber-die-homoeopathie) heißt es da: „Dass höhere Potenzen bei guter Passung der Arzneimittelbilder besonders gut zu wirken scheinen, ist ein Paradox, das die Homöopathie rein empirisch entdeckt hat und für das wir keine Erklärung haben. Aber das macht die Homöopathie nicht zu einer Absurdität, wie die Kritiker meinen, sondern zu einer wissenschaftlichen Anomalie. Die Konsequenz sollte sein: Jetzt erst recht versuchen zu verstehen, was da passiert.

Für die Praxis heißt das: Homöopathie erzeugt offenbar gerade mit den hohen Potenzen Effekte. Das belegen nicht nur klinische, sondern auch Grundlagenforschungsstudien. Dass hier die Datenlage zwar nicht eindeutig, aber doch deutlich positiv ist, zeigen eine ganze Reihe von Meta-Analysen und Überblicksarbeiten.“ Und etwas später: „Dass die Datenlage zur Homöopathie zwar positiv, aber nicht eindeutig ist, hat sie mit der konventionellen Medizin gemeinsam. Legt man auch bei der konventionellen Medizin strenge Maßstäbe an, so ist nur der geringste Teil aller standardmäßigen Anwendungen wirklich gut belegt, und sehr beliebte Maßnahmen sind weniger gut untersucht, als man das gerne hätte.“ Und schließlich: „Möglicherweise ist die Homöopathie ja wirkliche eine extrem kluge Art und Weise, Selbstheilungseffekte hervorzurufen.“

Zum Streit über die Homöopathie schlussfolgert Walach: „Die Homöopathie ist in zweierlei Hinsicht ein Stein des Anstoßes und darum wird sie so heftig bekämpft. Zum einen widersteht sie der Analyse des mechanistisch-materialistischen Mainstream-Paradigmas und ist daher ein theoretisches Ärgernis, das bekämpft werden muss. Zum anderen ist Homöopathie pragmatisch-klinisch erfolgreich und würde, wenn breiter verwendet und allgemein akzeptiert, so manche derzeit gängige Methode der Therapie wenn nicht überflüssig machen, so doch deutlich in ihrer Beliebtheit einschränken. Das ist ein Wirtschaftsfaktor, der den meisten im Gesundheitswesen tätigen Akteuren nicht angenehm ist. Denn alle Akteure verdienen damit, dass sich nichts ändert.“

Ich finde, dass hier der gegenwärtige Streit sehr gut zusammengefasst und gedeutet wird und empfehle diese Artikelserie allen Lesern, auch die verlinkten Referenzen sind allesamt relevant und lesenswert.

Das vorliegende Heft der AHZ hat das Thema Gynäkologie zum Thema.

Nonna Reschke berichtet zur homöopathischen Behandlung des Leiomyoms, und Ulrich Koch hat dazu die Studienlage zusammengefasst. Elsbeth Saucke hat „den schwierigen Weg zum Frau-Sein“ homöopathisch dargestellt, und Guntram Schipflinger und Bernhard Zauner zeigen, wie man in gynäkologischen Fällen mit dem Symptomenlexikon erfolgreich arbeiten kann.

Wenn es um ein Frauenthema geht, sind natürlich irgendwie auch die Männer doch dabei, schon alleine deshalb, weil sie hier mal nicht gemeint sind. Konsequenterweise haben wir dann auch einen Artikel von Marion Baschin „Homöopathie in Männerhand“ in das Heft aufgenommen, auch zum Ausgleich, und weil es da implizit eben auch um die Frauen geht. Noch mehr über ihre historischen Arbeiten erfahren wir in einem Interview.

Und erneut gibt es wieder Fragen zu den Artikeln, mit denen man Diplompunkte erhalten kann. Unser Dank geht dafür an Daniela Albrecht, die diesen neuen Aspekt einbringt und die Fragen und Antworten erarbeitet.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude und neue Erkenntnisse mit diesem Heft

Michael Teut