Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(04): 225
DOI: 10.1055/a-0875-5433
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
20 August 2019 (online)

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Prof. Christian Löser

wohl kaum eine ernährungsmedizinische Studie hat unter praxisrelevanten Aspekten in diesem Jahr für so viel Aufsehen gesorgt wie die EFFORT-Studie aus der Schweizer Arbeitsgruppe von Philipp Schütz, die am 25.04.2019 in Lancet publiziert wurde. Erstmals konnte bei einer großen Anzahl von Patienten in einem prospektiv randomisierten Ansatz überzeugend belegt werden, dass Patienten mit Risiko für Mangelernährung klinisch von einer individualisierten Ernährungstherapie bis hin zu einer signifikanten Mortalitätssenkung nach 30 Tagen profitieren. Großes Kompliment an die Kollegen in der Schweiz für diese großartige praxisrelevante Studie mit ihrer klaren Aussage! Das ist Anlass genug, dass Stephan C. Bischoff als Herausgeber der AEM in der vorliegenden Ausgabe unserer Zeitschrift diese Studie kommentiert.

Darüber hinaus präsentiert Frau Ellen Dresen in ihrer Originalarbeit die im Rahmen einer retrospektiven Evaluation gewonnenen Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu Möglichkeiten und Problemen bei der Umsetzung interner klinischer Handlungsanweisungen zur Ernährungstherapie bei Intensivpatienten. Eine Reihe neuer Arbeiten zeigt, dass die Proteine der Nod-like-Rezeptoren (NLR)-Familie eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Ausprägung von Adipositas und adipositasassoziierten Entzündungsreaktionen spielen. Die Übersichtsarbeit von Frau Nora Mirza von der Universität Hohenheim in Stuttgart gibt hierzu einen interessanten Einblick über den aktuellen Stand der Forschung.

Jeder 2. Krebspatient weist bereits bei Diagnosestellung einen nachweisbaren Gewichtsverlust auf. Mangelernährung ist bei Tumorpatienten ein hochrelevanter unabhängiger Risikofaktor. Frau Heike Weiss zeigt in ihrem „Viewpoint“ auf, welche Notwendigkeiten, aber auch alltäglichen Schwierigkeiten im Spannungsfeld zwischen Klinik und ambulanter Versorgung in der Praxis bestehen und dazu führen, dass unsere modernen ernährungsmedizinischen Erkenntnisse zur frühzeitigen Erkennung und individuellen adäquaten Behandlung der Mangelernährung bei onkologischen Patienten im Alltag immer noch auf erhebliche praktische, organisatorische und strukturelle Probleme treffen.

Obwohl Anfang des Jahres die aktuellen DGEM-Leitlinien für die Behandlung kritisch Kranker in der Aktuellen Ernährungsmedizin publiziert wurden, haben wir das Thema einer adäquaten Proteinzufuhr im Rahmen intensivmedizinischer Behandlungskonzepte noch einmal separat thematisiert, weil es hierzu auch im Rahmen der Konsensfindung bei der Erstellung der Leitlinien unterschiedliche Ansichten und Positionen gab. Wir sind Herrn Kreymann und Frau De Heer dankbar, dass sie im CME-Beitrag der vorliegenden Ausgabe dieses praktisch wichtige Thema noch einmal separat und in seinen Facetten detaillierter kritisch beleuchten.

Bleibt mir, unseren Autoren für ihre engagierten Beiträge zu danken und Ihnen viele interessante Erkenntnisse bei der Lektüre unserer vorliegenden Ausgabe der AEM zu wünschen.

Viel Freude beim Lesen!

Christian Löser
CME-Editor