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DOI: 10.1055/a-0830-6757
Alkohol und Nikotin während der Stillzeit: Leidet die geistige Entwicklung der Kinder?
Publication History
Publication Date:
25 February 2019 (online)
Zusammenfassung der Studie
Viele Kinder, die intrauterin gegenüber Alkohol und Nikotin exponiert waren, leiden unter kognitiven Einschränkungen. Inwiefern auch die Aufnahme dieser beiden Genussmittel über die Muttermilch langfristig die geistige Entwicklung der Kinder beeinträchtigt, ist jedoch bislang nur unzureichend untersucht. Australische Wissenschaftler sind dieser Fragestellung nun nachgegangen.
Sowohl Alkohol als auch Nikotin gehen schnell in die Muttermilch über, berichten die Forscher von der Universität Sydney. Da ein beträchtlicher Anteil der Mütter nach der Geburt Alkohol trinkt bzw. raucht, stellt sich die Frage, ob ein dosisabhängiger Zusammenhang zwischen dem Alkohol- und Nikotinkonsum während der Stillzeit und der geistigen Leistungsfähigkeit der gestillten Kinder besteht. Um dies zu klären, werteten die Forscher vom Department of Psychology die Daten der „Growing Up in Australia“-Studie, einer Longitudinalstudie australischer Kinder und deren Eltern, aus. In die Analyse gingen 5107 Kinder, die im Jahr 2004 in die Studie eingeschlossen und im Abstand von 2 Jahren nachbeobachtet worden waren, ein. Alle Mütter waren zu ihrem Alkohol- und Nikotinkonsum während und nach der Schwangerschaft sowie zur Dauer der Stillzeit befragt worden. Die kognitive Entwicklung der Kinder wurde im Verlauf unter anderem mithilfe des „Peabody Picture Vocabulary Test-III“ (Vokabular), des „Matrix Reasoning“ (nonverbales Denken) sowie des „Who Am I?“-Tests (Lese- und Rechenfähigkeit) erfasst. Bei der Analyse berücksichtigten die Forscher verschiedene potenzielle Einflussvariablen: Das Geschlecht und das Geburtsgewicht der Kinder, vorbestehende Hirnschäden, Lernstörungen, das Alter und den Bildungsgrad der Mütter, die Stilldauer, das Haushaltseinkommen sowie die zu Hause gesprochene Sprache.
Ergebnisse
Bei Kindern, deren Mütter während der Stillzeit verstärkt Alkohol getrunken oder einen risikoreichen Konsum aufgewiesen hatten, stellten die Wissenschaftler im Alter von 6 bis 7 Jahren – unabhängig vom vorgeburtlichen Alkoholkonsum, dem vor- und nachgeburtlichen Rauchverhalten der Mütter sowie weiteren Einflussvariablen – signifikant schlechtere Matrix-Reasoning-Scores fest: Sie wiesen im Vergleich zu Kindern, die nie gestillt worden waren, dosisabhängig deutliche Einschränkungen des abstrakten Denkens auf. Im Alter von 10 bis 11 Jahren bestand dieser Zusammenhang allerdings nicht mehr. Die Ergebnisse des Peabody Picture Vocabulary Test-III sowie des Who Am I?-Tests wurden vom maternalen Alkoholkonsum nicht beeinflusst. Rauchen während der Stillzeit wirkte sich auf keinen der untersuchten kognitiven Leistungsparameter aus.
Kinder, deren Mütter während der Stillzeit Alkohol trinken, so die Schlussfolgerung der Autoren, haben – unabhängig von psychosozialen und milieubedingten Einflussfaktoren – ein erhöhtes Risiko für geistige Einschränkungen im Alter von 6 bis 7 Jahren. Weitere Analysen der australischen Studienkohorte sind geplant: Sie sollen unter anderem klären, inwiefern der Alkohol- bzw. Nikotinkonsum während der Laktation die körperliche, die schulische sowie die verhaltensbezogene Entwicklung der Kinder beeinflusst.
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Quelle
- Alkohol und Nikotin während der Stillzeit: Leidet die geistige Entwicklung der Kinder?. Frauenheilkunde up2date 2018; 12 (06) : 493-493 . doi:10.1055/a-0808-0367