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DOI: 10.1055/a-0785-5850
Vermittlung von Patienten in eine Postakutbehandlung nach dem stationären qualifizierten Alkoholentzug[*]
Eine bundesweite OnlinebefragungReferral to Subsequent Addiction Treatment after Inpatient Qualified Alcohol DetoxificationA Nationwide Online SurveyPublication History
Publication Date:
14 January 2019 (online)


Zusammenfassung
Ziel der Studie Ziel dieser Studie war es, einen Eindruck über die klinische Praxis der Indikationsstellung und Empfehlung für eine Postakutbehandlung aus dem qualifizierten Alkoholentzug zu gewinnen. Im Einzelnen wurde untersucht, welche möglichen Barrieren für die Empfehlung und Planung einer geeigneten Postakutbehandlung aus Sicht der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im qualifizierten Alkoholentzug bestehen. Weiterhin wurde erfasst, welche Kriterien für die Indikationsstellung für Postakutbehandlungen in der klinischen Praxis als relevant erachtet werden.
Methodik Mit insgesamt 3 Erinnerungsrunden wurden 418 Kliniken mit dem Angebot einer stationären qualifizierten Alkoholentzugsbehandlung zu einer schriftlichen Befragung eingeladen. Die Teilnahme war sowohl online als auch schriftlich möglich und sollte von jeweils einem Mitarbeiter stellvertretend für die gesamte Station beantwortet werden. Die Befragung enthielt Fragen zu Barrieren für eine Weiterverweisung, der Bedeutung verschiedener Indikationskriterien sowie Fragen zur Einrichtungsstruktur.
Ergebnisse Von 88 antwortenden Einrichtungen (21% Rücklauf), gaben 81 Behandlungsplätze für den qualifizierten Alkoholentzug an und wurden in die deskriptive Auswertung einbezogen. Die meisten Teilnehmer sahen lange Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Weiterbehandlung (65,4%), Rehabilitation (48,1%), fehlende Behandlungsangebote für schwer beeinträchtigte Patienten (61,7%) sowie die Klärung der Kostenübernahme (45,7%) als starke Barriere für die Vermittlung in eine Postakutbehandlung. Für eine differentielle Indikationsstellung wurden symptombezogene Kriterien wie die Schwere der Abhängigkeit und das Rückfallrisiko mit einem Mittelwert über 5 auf einer 6stufigen Skala als besonders relevant erachtet.
Schlussfolgerungen Die benannten Barrieren beziehen sich v. a. auf die Versorgungsorganisation und sollten vor dem Hintergrund aktueller struktureller Änderungen repliziert werden, um einen Vergleich zu ermöglichen. Eine stärkere Betonung auch teilhabeorientierter Kriterien für die Wahl einer Postakutbehandlung sollte angestrebt werden, um die Wiederherstellung der Teilhabe als langfristigem Behandlungsziel stärker zu betonen.
Abstract
Purpose Aim of this study was to provide an overview of the current referral practice from inpatient qualified alcohol detoxification treatment to aftercare. In detail, barriers for referral decision-making and planning from the point of view of health care providers who are responsible for these decisions were investigated. Furthermore, the impact of several potentially relevant indication criteria for their referral decision-making was evaluated.
Methods Using 3 reminders, 418 treatment units offering qualified alcohol withdrawal treatment were invited nationwide to take part in a survey offering an online and a written response option. The survey should be completed by one employee for the treatment unit representatively and included questions regarding an estimation of barriers in their current referral practice, the relevance of a set of indication criteria and regarding the structure of the treatment unit.
Results From 88 treatment units responding to the survey (21%), 81 reported offering inpatient qualified alcohol detoxification treatment and were included in further descriptive analyses. Most responders ranked long waiting time for outpatient psychotherapy (65.4%) or rehabilitation treatment (48.1%), available treatment for severely impaired patients (61.7%), and obtaining cost coverage (45.7%) as strong barriers for referral to aftercare. Regarding the impact of indication criteria for referral decision-making, symptom-related criteria like severity of the dependence or relapse risk were judged as highly relevant with a mean value higher than 5 on a 6-point rating scale.
Conclusions Responders see barriers for referral mainly in factors regarding the organization of substance abuse treatment. Given current changes in regulations and organization of care, survey results should be replicated and compared. In the use of indication criteria for referral to aftercare, a stronger emphasis on participation-related criteria should be fostered in order to strengthen participation as an important long-term outcome of substance abuse treatment.
Schlüsselwörter:
qualifizierter Alkoholentzug - Vermittlung - Indikationsstellung - Postakutbehandlung* Ergebnisauszüge bereits als Vortrag präsentiert: Buchholz A, Friedrichs A, Bartsch M, Spies M, Röhrig J. (2014). Welche Kriterien werden im Alkoholentzug für die Weiterverweisung von Patienten herangezogen? 23. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, 10.-12. März 2014 in Karlsruhe.