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DOI: 10.1055/a-0597-9563
Stellungnahme des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und der Retinologischen Gesellschaft zur Chorioretinopathia centralis serosa (CCS)[*]
Stand Januar 2018Publication History
Publication Date:
08 May 2018 (online)


Kernaussagen
Definition
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Die Chorioretinopathia centralis serosa (CCS) ist eine ein- oder beidseitig auftretende Erkrankung der Makula, die mit einer Ansammlung von subretinaler Flüssigkeit einhergeht.
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Inzidenz
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Die Häufigkeit der CCS ist nicht genau bekannt und wird mit einer Inzidenz von 1 : 10 000 überwiegend für Männer im Alter von 30 – 50 Lebensjahren angegeben.
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Pathogenese
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Die Pathogenese der CCS ist multifaktoriell und beruht auf einer komplexen Interaktion von Umwelt- und genetischen Risikofaktoren, wobei eine Hyperpermeabilität der Aderhautgefäße mit konsekutiver Veränderung des retinalen Pigmentepithels (RPE) als zentraler pathogenetischer Faktor angenommen wird.
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Einteilung
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Zur Einteilung der CCS werden der zeitliche Verlauf (akut/chronisch) und der morphologische Befund herangezogen. Beide Formen zeichnen sich im behandlungsfähigen Stadium durch eine neurosensorische Abhebung aus.
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akute CCS: Die akute CCS zeigt subretinale Flüssigkeit und eine oder mehrere umschriebene Pigmentepithelabhebungen, die in der Fluoreszenzangiografie als „Quellpunkte“ imponieren können. Sie kann rezidivieren und kann in einen chronischen Verlauf übergehen.
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chronische CCS: Die chronische CCS zeigt flächige RPE-Veränderungen unterschiedlichen Ausmaßes mit assoziierter Photorezeptordegeneration mit oder ohne subretinale Flüssigkeit. Sie ist möglicherweise eine ätiologisch heterogene Krankheitsgruppe mit ähnlichem klinischem Erscheinungsbild.
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Selten tritt als Komplikation eine choroidale Neovaskularisation auf.
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Klinische Symptome
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Symptome der akuten CCS sind eine häufig geringe Visusverschlechterung, eine reduzierte Kontrastsensitivität („graue Scheibe“), Verschwommensehen, Metamorphopsie, Mikropsie, Dyschromatopsie und relative Skotome.
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Symptome einer chronischen CCS sind eine langsame Visusminderung, oft nach rezidivierenden akuten Episoden, Störungen in der Kontrastsensitivität, im Farbsehen und im Gesichtsfeld.
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Anamnese
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Bei Erstdiagnose soll eine gezielte Medikamenten- und Krankheitsanamnese erhoben werden, um bei Bedarf die Medikation umzustellen und Risikofaktoren in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinarzt zu behandeln. Insbesondere soll, falls möglich, eine Steroidtherapie beendet werden. Empfehlungsgrad: ⇑⇑
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Diagnose
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Zur Diagnosestellung und zur Verlaufskontrolle der akuten CCS soll der bestkorrigierte Visus bestimmt sowie eine funduskopische Untersuchung und optische Kohärenztomografie (englisch „optical coherence tomography“, OCT) durchgeführt werden. Zudem kann bei unklarer Differenzialdiagnose oder zur Lokalisation und Dokumentation von Quellpunkten eine Fluoreszenzangiografie eingesetzt werden. Diese soll vor gezielter Lasertherapie oder PDT sowie bei Verdacht auf eine choroidale Neovaskularisation erfolgen. Eine ICG-Angiografie kann ebenfalls sinnvoll sein. Empfehlungsgrad: ⇑⇑
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Spontanverlauf
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Die Spontanremission der subretinalen Flüssigkeit liegt laut Literatur bei 68% innerhalb von 4 Monaten und 84% innerhalb von 6 Monaten nach Erstdiagnose [19]. In ca. 50% der Fälle rezidiviert die Ansammlung subretinaler Flüssigkeit im weiteren Verlauf.
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Therapie
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Aufgrund der guten Spontanremission der CCS sollte innerhalb der ersten 4 Monate nur ein Beobachten ohne Therapie erfolgen, es sei denn, es liegt eine choroidale Neovaskularisation vor. Empfehlungsgrad: ⇑
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Persistiert die subretinale Flüssigkeit länger als 4 Monate und fehlt eine eindeutige Rückbildungstendenz, können als Therapieoptionen bei akuter oder chronischer CCS folgende Therapien eingesetzt werden:
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medikamentöse Therapieansätze:
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Aufgrund von positiven Hinweisen in neueren Studien zu Mineralokortikoidantagonisten kann der Einsatz dieser Substanzen erwogen werden, wobei Eplerenon aufgrund eines besseren Nebenwirkungsprofils bevorzugt werden soll. Bei dieser Therapie soll die Kontrolle des Kaliumspiegels veranlasst werden. Empfehlungsgrad: ⇔
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Da der Wirksamkeitsnachweis in randomisierten kontrollierten Studien mit ausreichender Patientenzahl fehlt, sollten Carboanhydrasehemmer und sollen nicht steroidale Antirheumatika und Antioxidanzien nicht eingesetzt werden. Empfehlungsgrad: ⇓
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Lasertherapie: Extrafoveale Quellpunkte können mit einer Laserkoagulation therapiert werden. Zentrale Quellpunkte können mit einer unterschwelligen Lasertherapie therapiert werden. Empfehlungsgrad: ⇔
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photodynamische Therapie (PDT): Im Bereich von Leckagearealen kann die „Half-Dose-“ oder „Half-Fluence“-PDT eingesetzt werden. Empfehlungsgrad: ⇔
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Eine sekundäre choroidale Neovaskularisation bei einer CCS soll mit einer intravitrealen Gabe eines VEGF-Inhibitors behandelt werden (s. Stellungnahme CNV außerhalb nAMD). Empfehlungsgrad: ⇑⇑
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Ansonsten soll eine Anti-VEGF-Therapie bei CCS nicht angewendet werden.
Empfehlungsgrad: ⇑⇑
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* Diese Stellungnahme erscheint ebenfalls in der Zeitschrift Der Ophthalmologe, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg.