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DOI: 10.1055/a-0575-5164
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Publication History
Publication Date:
11 October 2018 (online)
der moderne Mensch lebt in einer „chemisierten“ Welt. Täglich nehmen wir eine nicht mehr überschaubare Zahl von Chemikalien über die Atmung, über den Verdauungstrakt, durch Hautkontakt oder bereits vor der Geburt über die Nabelschnur auf.
In der EU sind mehr als 140000 Chemikalien im Gebrauch, mit steigender Tendenz. Bis 2050 werden Steigerungsraten der weltweiten Chemikalienproduktion von >300% erwartet (OECD). 80 % der Zuwachsrate wird in Schwellenländern mit niedrigem Standard in Bezug auf Umwelt- und Gesundheitsschutz erfolgen. In diesen Ländern werden die negativen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung dramatisch ansteigen. Pro Jahr gelangen Millionen Tonnen gesundheitsgefährdender Chemikalien in die Umwelt und damit auch in unsere Nahrungskette. Für die große Mehrzahl der Chemikalien in unserer Umwelt liegen keine ausreichenden Daten über deren gesundheitsgefährdendes Potenzial vor. Die EPA (Environmental Protection Agency) hat ermittelt, dass von den 3 000 meistverkauften Substanzen nur für 7 % von ihnen ausreichende Daten zur Gesundheitsgefährdung vorliegen.
Etwa 35 % der ischämischen Herzkrankheiten und ca. 42 % der Schlaganfälle könnten weltweit durch deutliche Reduktion der Chemikalienbelastung v. a. über die Atemluft vermieden werden (WHO 2016). Rund 40 % aller Lungenkrebserkrankungen werden durch karzinogene Substanzen in der Atemluft ausgelöst (WHO). Vor diesem Hintergrund muss der Umgang der verantwortlichen Politiker mit der gesundheitlichen Bedrohung der Menschen durch Fahrzeugabgase in den Städten nicht nur als grob fahrlässig, sondern wohl auch als vorsätzliche Körperverletzung betrachtet werden.
Als EDC‘s (Endocrine Disrupting Chemicals) werden Substanzen mit hormonähnlicher Wirkung bezeichnet. Dazu zählen z. B. viele Agrochemikalien, Lösemittel, Weichmacher wie Bisphenol A, oder Bestandteile von Reinigungsmittel und Kosmetika. Diese ECD‘s stehen in ursächlichem Zusammenhang mit der Entstehung von zahlreichen chronischen Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen, Krebserkrankungen und Infertilität.
Da wir nicht einzelnen Chemikalien ausgesetzt sind, sondern einer Vielzahl verschiedener Substanzen, stellen die festgelegten Grenzwerte keine Sicherheit für unsere Gesundheit dar, zumal diese Grenzwerte durch den Einfluss der chemischen Industrie immer wieder erhöht werden.
In diesem Heft werden verschiedene Aspekte der Gesundheitsschädigung durch Umwelteinflüsse vorgestellt: Kathrin Huesker und Volker von Baehr beleuchten den Einfluss toxischer Metalle auf die Darmschleimhaut und die Interaktion mit Mineralstoffen. Claus Schulte-Uebbing betrachtet die durch Schadstoffe ausgelösten endokrinen Störungen und den therapeutischen Einsatz von Aminosäuren. Martin Klehmet stellt den gesundheitlichen Einfluss von Dentalmaterialien dar und Peter Ohnsorge zeigt Möglichkeiten der orthomolekularen Therapie bei Belastung durch elektromagnetische Felder.
Ihr
Hans-Peter Friedrichsen