Kardiologie up2date 2018; 14(02): 179-192
DOI: 10.1055/a-0510-7258
Thrombozyten und Gerinnungssystem bei kardiovaskulären Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antikoagulation nach Kardioversion

Simon Kircher
,
Johannes Hajos
,
Gerhard Hindricks
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Publication Date:
18 June 2018 (online)

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Die Kardioversion von Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern ist ein klinischer Sonderfall, da das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls bzw. thromboembolischer Ereignisse dabei erhöht ist. In diesem Beitrag werden – basierend auf der aktuellen Empfehlungslage – wesentliche Aspekte der Antikoagulation im Rahmen der Kardioversion praxisrelevant beleuchtet.

Kernaussagen
  • Bei der Kardioversion von Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern ist das Risiko thromboembolischer Komplikationen unabhängig von der Methode (d. h. pharmakologisch vs. elektrisch) erhöht.

  • Hierbei spielen die Embolisation bereits vorher bestehender Vorhofthromben bzw. die Neuformation von Vorhofthromben infolge einer temporären mechanischen atrialen Dysfunktion („atrial stunning“) nach Kardioversion eine entscheidende pathophysiologische Rolle.

  • Sowohl VKAs als auch NOAKs können das Thrombembolierisiko im Rahmen der Kardioversion substanziell reduzieren.

  • Bei suffizienter OAK über mindestens 3 Wochen kann die Kardioversion ohne weitere spezifische Maßnahmen unabhängig von der Vorhofflimmerdauer durchgeführt werden. Hierbei muss bei Patienten unter NOAK-Therapie auf eine ausreichende Therapieadhärenz geachtet werden, da hier kein Gerinnungsmonitoring möglich ist.

  • Bei unzureichender OAK und einer Vorhofflimmerdauer > 48 Stunden oder unbekannter Vorhofflimmerdauer können entweder eine „späte Kardioversion“ nach mindestens 3-wöchiger effektiver Antikoagulation oder eine „frühe Kardioversion“ nach TEE-gestütztem Thrombenausschluss durchgeführt werden.

  • Bei einer gesicherten Vorhofflimmerdauer ≤ 48 Stunden kann die Kardioversion ohne vorgeschaltete Antikoagulation bzw. ohne TEE durchgeführt werden.

  • In den ersten 4 Wochen nach Kardioversion sollte aufgrund des passager erhöhten Thrombembolierisikos unabhängig vom CHA2DS2-VASc-Score, vom Antikoagulationsstatus vor Kardioversion, von der Vorhofflimmerdauer und von der Methode der Kardioversion eine effektive Antikoagulation erfolgen.

  • Nach Ablauf des 4-wöchigen Intervalls nach Kardioversion sollte die Antikoagulation dem individuellen Schlaganfallrisiko entsprechend, bestimmt mittels des CHA2DS2-VASc-Scores, indiziert werden.