psychoneuro 2008; 34(2): 70-77
DOI: 10.1055/s-2008-1066868
Schwerpunkt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schlafstörungen bei Schichtarbeit - Wenn die Arbeit mit der inneren Uhr kollidiert

Shift work sleep disorder - Working against the internal clockGöran Hajak1 , Jürgen Zulley1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg(Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. H. E. Klein)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. April 2008 (online)

Zoom Image

Arbeit im Schichtdienst ist eine Tätigkeit gegen die vom Körper vorgegebene Rhythmik. Etwa ein Viertel der Nachtschichtarbeiter klagen über Schlafstörungen und eine gestörte Vigilanz, den Leitsymptomen eines „Schichtarbeitersyndroms”. Ein Schichtarbeitersyndrom liegt vor, wenn in Verbindung mit Schichtarbeit exzessive Schläfrigkeit (Hypersomnie) in den gewünschten Wach- bzw. Arbeitsperioden des Tages und/oder Schlaflosigkeit (Insomnie) in den gewünschten Ruhe- bzw. Schlafperioden über mehr als einen Monat lang auftreten. Die Prävalenz liegt bei etwa 2 bis 5 % der Bevölkerung. Mit der Schlafstörung sind eine erhöhte Unfallrate in Beruf, im Privatleben und bei Autofahrten und vermehrt gastrointestinale, metabolische und kardiale Gesundheitsstörungen vergesellschaftet. Die Ursache ist eine Kollision des durch äußere Zeitgeber, nämlich der Arbeitszeit, vorgegebenen Ruhe-Aktivitäts-Verhaltens mit der durch die zentralnervöse, innere Uhr bestimmten, zirkadianen Rhythmik des Menschen. Eine Therapie ist sinnvoll, wenn ein Dienstwechsel nicht umsetzbar ist, die Störung voll ausgeprägt ist und subjektiv ein erheblicher Leidensdruck besteht oder gesundheitliche Folgen der Störung (z.B. im Herz-Kreislauf-System oder im gastrointestinalen System) auftreten. Eine Beschwerdelinderung versprechen eine Optimierung von Schichtplan und -gestaltung, die Lichtanwendung am Arbeitsplatz sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafsituation. Pharmaka lassen sich erfolgreich einsetzen, wenn deren individuelles Nutzen-Risiko-Profil beachtet wird.

Sleep problems may occur closely linked to work schedules which are not tolerated by the worker. Shift work sleep disorder is characterized by complaints of insomnia or excessive sleepiness that occur in relation to work hours that are scheduled during the usual sleep period. Its prevalence has been estimated at 2-5 % of the general population. The insomnia complaints appear to be related to the sleep-generated interface by a circadian alerting process that corresponds with the time that the worker needs to sleep. Sleepiness appears to be related to sleep loss and due to decreased circadian alerting signal that corresponds with the work time. Complications may include accidents and gastrointestinal, metabolic and cardiovascular diseases. Clinical improvement results from improved working schedules, the application of bright light, specific sleep hygiene and the intake of sleep promoting and stimulating drugs.