Endoskopie heute 2008; 21 - FV105
DOI: 10.1055/s-2008-1061246

Komplikationen nach PEG-Anlage: Langzeitergebnisse bei 764 Patienten

K Angelova 1, I Werling 1, D Stüker 1, A Kirschniak 1, T Meile 1, KE Grund 1, A Königsrainer 1, T Kratt 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen/Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie/Chirurgische Endoskopie

Ziel der Studie: Identifizierung von Patienten mit erhöhtem Risikoprofil bzgl. Früh- und Spätkomplikationen nach PEG-Anlage. Methoden: Unizentrisch-retrospektive Auswertung aller Patienten mit PEG-Anlage einer Universitätsklinik über einen Zeitraum von 3 Jahren. 375 Pat. mit neurologischer Dysphagie-Ursache bzw. 317 Pat. mit Tumorerkrankung; restliche Patienten (n=72) mit Intensiv-Langzeitverlauf nach Polytrauma bzw. sonstige Diagnosen. Keine routinemäßige periinterventionelle Antibiotikaprophylaxe. Nachbeobachtungszeit 20 Wochen. Resultate: 764 Patienten mit PEG-Anlage, davon 751 erwachsene Patienten zwischen 18 und 94 Jahren (233 Frauen bzw. 531Männer; 731 Pat. mit PEG in Fadendurchzugsmethode bzw. 33 Direktpunktions-PEG-Anlagen). Frühkomplikationen (innerhalb 30 Tagen): 20,7% peristomale Infektionen; 1,7% Blutungen; 0,6% Peritonitis; 0,4% iatrogene Verletzung benachbarter Organe (Leber, Darm); Früh-buried bumper 0.1% bzw. 76,5% ohne Komplikationen. Signifikante Unterschiede: 1. Lokale Infektrate in Abhängigkeit von der Grunderkrankung; 2. prophylaktische versus posttherapeutische PEG-Anlage; 3. Intensivaufenthalt vs. normalstationärer Verlauf. Nicht signifikant: Frühkomplikationen in Abhängigkeit vom Patientenalter, vom Geschlecht, von der PEG-Art (Fadendurchzug vs. Direktpunktion). Spätkomplikationen (>30 Tage nach PEG-Anlage): 8,6% Sondendefekte; 7,8% peristomale Infektionen; 3,4% buried bumper-PEG; 2,4% therapiepflichtige Hypergranulationen bzw. 83,2% ohne Komplikationen. Gesamt-Infektionsrate peristomal (Früh-und Spätkomplikationen): n=215/764=28,1%, davon Schweregrad-Einteilung nach KULLING: Grad 1 (lokale Therapie ausreichend) n=175=81,4%; Grad 2 (Antibiose + lokale Maßnahmen) n=33=15,3%; Grad 3 (chirurgische Therapie erforderlich) n=7=3,3%. Schlussfolgerung: Bei Früh- wie auch bei Spätkomplikationen nach PEG-Anlage sind lokal-peristomale Infektionen führend. Risikopatientengruppen sind dabei vor allem Tumorpatienten (64,9% aller Infekt-Patienten): hier sollte die Indikation zur periinterventionellen Antibiotikaprophylaxe während PEG-Anlage großzügig gestellt werden.

Keywords: PEG, Komplikationen