Pharmacopsychiatry 2007; 40 - A094
DOI: 10.1055/s-2007-991769

Das maligne neuroleptische Syndrom; Differentialdiagnosen und Therapieoptionen anhand einer Falldarstellung

CI Kollmar 1, L Verner 2, D Dietrich 1, S Lampen-Imkamp 1
  • 1Klinische Psychiatrie und Psychotherapie
  • 2Anästhesie

ABSTRACT: Das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) ist ein seltenes, meist durch neuroleptische Medikation ausgelöstes Krankheitsbild. Es stellt eine schwerwiegende und potentiell lebensbedrohliche Komplikation neuroleptischer Pharmaka dar [1,3]. Wir berichten über eine 62-jährige chronisch schizoaffektiv erkrankte Patientin, die über mehrere Jahre mit Haloperidol 30mg/d und Levomepromazin 400mg/d behandelt wurde. Flunitrazepam 2mg/d wurde vor 6 Wochen ergänzend hinzugegeben. Unter dieser Therapie entwickelte die Patientin folgende akute Symptomatik: Rigor, Fieber (>40C°), Hypersalivation mit bronchialer Hypersekretion, Bewusstseinseinschränkungen bis zur Somnolenz, vegetative Entgleisungen sowie eine erhöhte Kreatinphosphokinase (CK). Die primäre Behandlung der Patientin erfolgte unter der Arbeitshypothese eines MNS. Ein exzessiv erhöhter Haloperidolspiegel im Serum bestätigte jedoch später den differentialdiagnostischen Verdacht einer, vermutlich durch Selbstmedikation verursacht, Haloperidolintoxikation. Mithilfe der vorliegenden Kasuistik werden die Pathogenese, die Therapiemöglichkeiten sowie die Notwendigkeit früher differentialdiagnostischer Überlegungen dargestellt und anhand aktueller Literatur diskutiert.