Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P829
DOI: 10.1055/s-2007-988098

Einfluss von klinischem Defizit und Operationszeitpunkt auf die Komplikationsrate bei Endarteriektomie symptomatischer Karotisstenosen

J Schoof 1, T Hofmann 1, CW Wallesch 1, T Bürger 1, Z Halloul 1, M Görtler 1
  • 1Magdeburg

Fragestellung: Der prophylaktische Nutzen der Endarteriektomie einer symptomatischen Stenose der A. carotis nimmt mit zunehmenden Abstand der Operation zur zerebralen Ischämie ab, sodass eine Operation innerhalb von 2 Wochen nach der Symptomatik empfohlen wird. Diese Empfehlung beruht allerdings auf Studien, die nur Patienten ohne bzw. mit funktionell nicht relevantem Defizit (modifizierte Rankin Skala (mRS) 0–2) einschlossen. In der klinischen Praxis stellt sich häufig die Frage, ob ein Patient mit symptomatischer Stenose und klinisch relevantem Defizit (mRS 3–5) erst mit dem Ziel der Defizit-Remission rehabilitiert und damit spät operiert oder mit relevantem Defizit früh operiert werden sollte. Wir untersuchten das Operationsrisiko bei Patienten mit symptomatischer Karotisstenose in Abhängigkeit vom Schweregrad des klinischen Defizits und dem Zeitpunkt der Operation.

Patienten und Methoden: Während eines 10-Jahreszeitraums wurden 409 Patienten mit symptomatischer Karotisstenose konsekutiv operiert (mittleres Alter 66±10 Jahre, 26% Frauen). Alle Patienten wurden prä- und postoperativ standardisiert untersucht. Komplikation bis 30 Tage postoperative wurden der Operation zugerechnet.

Ergebnisse: 107 Patienten (26%) wurden innerhalb von 2 Wochen, 302 (74%) später operiert. 44 Patienten (11%) hatten ein schweres, 365 (89%) ein maximal leichtes klinisches Defizit zum Operationszeitpunkt. Die Inzidenz für einen perioperativen Schlaganfall/Tod betrug bei 23 schwer betroffenen Frühoperierten 4,3%, 84 leicht betroffenen Frühoperierten 7,1%, 21 schwer betroffenen Spätoperierten 4,8% und 281 leicht betroffenen Spätoperierten 5,0%. Die Unterschiede waren jeweils statistisch nicht signifikant.

Schlussfolgerungen: Die frühe Karotisendarteriektomie scheint bei Patienten mit einem zu diesem Zeitpunkt noch schweren klinischen Defizit nicht mit einem erhöhten Komplikationsrisiko assoziiert zu sein.