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DOI: 10.1055/s-2007-988097
Präoperative Antithrombotika und perioperative Komplikationen bei Karotisendarteriektomie
Fragestellung: Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie empfehlen vor einem Eingriff an der A. carotis eine antithrombotische Prämedikation. In der Praxis zeigen sich zentrums- und operateurabhängig große Unterschiede in der Umsetzung dieser Empfehlung und der Auswahl der antithrombotischen Medikation. Wir stellen die in einem vaskulären Zentrum zur Anwendung gekommenen Medikamente und die damit assoziierten perioperativen Komplikationen vor.
Methoden: Während eines 10-Jahreszeitraums wurden konsekutiv 526 Patienten (mittleres Alter 66±7 Jahre, 75% Männer) Karotis-thrombendarteriektomiert. Alle Patienten durchliefen standardisierte prä- und postoperative klinisch-neurologische und technische (Zusatz-)Untersuchungen. Die präoperative antithrombotische Medikation war nicht standardisiert und wurde vom Neurologen und/oder Gefäßchirurgen entschieden. Wurde zu Beginn des Untersuchungszeitraums eher antikoaguliert (AK), so erfolgte später im Verlauf i.d.R. eine Thrombozytenaggregationshemmung (TAH).
Ergebnisse: Präoperativ erhielten 78% der Patienten TAH (48% ASS, 17% Clopidogrel/Tiklopidin, 12% beides, 1% ASS+Dipyridamol), 9% eine PTT-relevante AK, 3% eine AK und TAH, 10% waren ohne Medikation. Postoperativ traten lokale Hämatome bei 16% der Patienten auf (4% mit notwendigem Re-Eingriff), zerebrale Ischämien in 7% (4,2% Schlaganfall mit bleibendem Defizit, 2,5% behindernd/tödlich) und Myokardinfarkte in 0,6%. Die Mortalität betrug 1,1%. Unter TAH traten signifikant weniger zerebrale Ischämien (5,6% vs. 13,3%) und relevante vaskuläre Ereignisse auf (Schlaganfall, Myokardinfarkt, vaskulärer Tod; 3,7% vs. 9,2%). Zerebrale Ischämien und vaskuläre Ereignise traten unter TAH-Doppelmedikation (ASS + Clopidogrel/Tiklopidin/Dipyridamol) seltener auf als unter TAH-Monotherapie (0% vs. 6,7% bzw. 0% vs. 4,5%). Unter TAH traten mehr Hämatome auf (17% vs. 9%), nicht jedoch revisionsbedürftige Hämatome (3,5% vs. 5,1%), was unter Doppel- gegenüber Monotherapie bei gleichem Trend ausgeprägter war (30% vs. 15%, 1,4% vs. 3,9% mit Re-Eingriff).
Schlussfolgerungen: Die präoperative TAH-Gabe ist mit einer geringeren Rate an perioperativen zerebralen Ischämien und relevanten vaskulären Ereignissen assoziiert. Gleichzeitig liegt die Zahl lokaler Hämatome höher, nicht jedoch die revisionsbedürftiger Hämatome.