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DOI: 10.1055/s-2007-987845
Was bringt die Volumentherapie mit HES 200/0,5 im Vergleich zur Gelatine-Lösung bei Patienten mit einem akuten ischämischen Hirninfarkt: eine randomisierte Doppelblindstudie
Einleitung: Bei Patienten mit einem akuten Schlaganfall kann speziell bei hypotonen Blutdruckwerten der Einsatz kolloidaler Lösungen in Erwägung gezogen werden. Die Eignung von Gelatinelösungen wurde bislang noch nicht untersucht, obwohl sie als kolloidales Volumenersatzmittel breite Verwendung finden.
Material und Methodik: In einer randomisierten Doppelblindstudie wurden 40 Patienten mit einem akuten ischämischen Schlaganfall entweder mit 6%iger Hydroxyethlystärke 200/0,5 (Hemohes 6%) oder einer Gelatine-Lösung (Gelatine 4%) über 4 Tage behandelt. Zu Beginn erfolgte die Gabe von 500ml über 4 Stunden (Loading-Dose), in der Folge wurden 1000ml/24h konstant verabreicht. Es wurden Blutbild, Gerinnungsparameter und Rotationsthrombelastometrie (roTEM) analysiert.
Ergebnisse: Blutungskomplikationen traten nicht auf. Juckreiz trat in der Gelatine-Gruppe bei einem Patienten auf, in der HES-Gruppe waren 3 Patienten betroffen. Die aPTT zeigte zwischen Tag 1 und 5 einen Anstieg in der HES-Gruppe um 11,6%, in der Gelatine-Gruppe um 4,4% (p=0,024). Bezüglich der Thrombinzeit, Fibrinogen, Faktor VIII, vWF:Ag, Thromboplastinzeit (TPZ), INR, HK, Hb, MCV, MCH, MCHC, Thrombozyten, Leukozyten und Erythrozyten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Die Ergebnisse der roTEM zeigte am Tag 5 signifikante Unterschiede. 4% Gelatine senkte im extrinsischen Testansatz die CT (coagulation time, R-Zeit) um 11,8%, die CFT (clot formation time, K-Zeit) wurde um 6,6% erhöht. In der HES-Gruppe wurde im extrinsischen Testansatz die CT um 13,8% erhöht, die CFT wurde um 17,8% erhöht. Im intrinsischen Testansatz zeigte Gelatine weitgehend konstante CT und CFT, während sich in der HES-Gruppe eine Erhöhung der CT um 9,8% und der CFT um 18,2% zeigte. Bei den Parametern Flow-velocity, Pulsatility-Index, Blutdruck, Puls und Plasmaviskosität fand sich zwischen beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied.
Diskussion: Beide Substanzen erwiesen sich als sicher. Die untersuchten Parameter des Gerinnungssystems wurden in beiden Gruppen nur minimal beeinträchtigt. Bezüglich der hämodynamischen Parameter zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Die Frage der klinischen Wirksamkeit kann nur im Rahmen einer großen Multizenterstudie beantwortet werden, wobei beide Volumenersatzmittel prinzipiell geeignet wären.