Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P451
DOI: 10.1055/s-2007-987722

Gut Ding will Weile haben/Latenzen vom Beginn des Video-EEG-Monitoring bis zur Registrierung des ersten pathognomonischen epilepsietypischen Potentials bei idiopathischen generalisierten Epilepsien. Ein Plädoyer für ausreichend lange Ableitezeiten

B Oehl 1, C Lehmann 1, C Gierschner 1, A Schulze-Bonhage 1
  • 1Freiburg

Fragestellung: Für die Diagnosestellung einer idiopathisch generalisierten Epilepsie ist der Nachweis EEG-typischer epileptischer Entladungen von zentraler Bedeutung. Die hier vorgestellte Untersuchung evaluiert retrospektiv die Dauer eines Langzeit-Monitoring, die erforderlich war zum Nachweis generalisierter epilepsietypischer Aktivität.

Methode: Wir schlossen 31 Patienten (Alter durchschnittlich 27,6a, davon 18 weiblich) ein, bei denen das Monitoring einen eindeutigen Hinweis auf das Vorliegen einer idiopathisch generalisierten Epilepsie ergeben hatte, oder bei denen eine solche im Vorfeld durch den Nachweis generalisierter Spike-wave Komplexe diagnostiziert worden war. Zielparameter der Analyse war die Zeitdauer vom Beginn des Video-EEG-Monitorings bis zum Auftreten des ersten eindeutigen generalisierten Spike-wave-Komplexes. Diese Latenz setzten wir in Korrelation zu der antiepileptischen Medikation während der Monitoringphase.

Ergebnis: Die Latenz variierte patientenindividuell erheblich. Während bei 88% am ersten Tag gen. SW nachgewiesen werden konnten, bei 38% sogar innerhalb der ersten 60min streute dies bis zu einer maximalen Dauer von 9 Tagen. Der Median der Latenz betrug 162min. Die maximale Latenz wurde unter Vorbehandlung mit Levetiracetam gefunden (9 Tage/12181min). Die maximale Latenz bei vollständig abdosierten Patienten betrug 5 Tage. Die minimale Latenz betrug unter Medikation mit Valproat 3min.

Diskussion: Bemerkenswert ist die außerordentliche Streubreite des Auftretens generalisierter Spike-wave Komplexe bei Patienten mit idiopathisch generalisierter Epilepsie sowohl unter Medikation als auch nach vollständiger Abdosierung. Während die EEG-typischen Entladungen bei 88% der Patienten bereits innerhalb der ersten 24h des Monitoring auftraten, zeigte eine kleinere Gruppe von 12% unseres Kollektivs (3 Patienten) eine Latenz von 1 bis 9 Tagen bzw. 5 Tagen nach vollständigem Absetzen der Medikation. Für diese Untergruppe von Patienten ist ein hinreichend langes Monitoring erforderlich, um diagnostische Sicherheit gewinnen zu können.