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DOI: 10.1055/s-2007-964906
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
HPV-Infektion: Impfung, Diagnostik und Therapie
Publication History
Publication Date:
09 February 2007 (online)
Ätiologie und Pathogenese der humanen Papillomvirusinfektion
Epidemiologie
Das Papillomvirus
Die HPV werden in 2 Gruppen eingeteilt: low risk und high risk, je nach ihrem kanzerogenen Potenzial. HPV16 und 18 verursachen die meisten Zervixkarzinome. |
Die Infektion
Der Altersgipfel der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankung liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. |
Auf Europa bezogen liegt die Infektionsrate ohne klinisch relevante Veränderung zwischen 16 - 33 Mio. Menschen/Jahr. Das Risiko einer Neuerkrankung für eine leichtgradig prämaligne Veränderung (CIN 1) ist dort mit einer Inzidenz von 1,2/1000 angegeben. Die Inzidenz für eine höhergradige zervikale Neoplasie (CIN 2 - 3) liegt bei 1,5/1000 [7, 12]. In Deutschland
Erst wenn eine HPV-Infektion persistiert, steigt das Risiko für eine prämaligne oder maligne Veränderung der Zervix, Vagina oder Vulva. |
Die meisten Infektionen heilen nach 10 - 14 Monaten wieder aus. Nur wenn die HPV-Infektion persistiert, steigt das Risiko, an einer prämalignen und malignen Veränderung der Zervix, Vagina oder auch Vulva zu erkranken. Eine Dysplasie entwickelt sich langsam fortschreitend über mehrere Jahre. Ist eine HPV-assoziierte CIN 1 oder CIN 2 vorhanden, kann in 50 - 56 % der Fälle eine spontane Regression eintreten. Nur in 14 - 22 % können leicht- und mäßiggradige Veränderungen der Zervix in ein In-situ-carcinoma übergehen. Eine schwergradige Läsion der Zervix hat eine hohe Wahrscheinlichkeit für Progression (64 %) und Entstehung eines In-situ-carcinoma. Bis ein invasiver Tumor entsteht, vergehen mindestens 10 Jahre [5, 23].
Molekularbiologie und Onkogenese der HPV-Infektion
Die Grundstruktur verschiedener Papillomviren unterscheidet sich in der Genomorganisation nicht wesentlich voneinander. Die Gene des HP-Virus, z. B. Typ 16, sind in [Abb. 1] angeordnet.
Abb. 1 Genomstruktur HPV16.Das ikosaedrisch
Die einfache Struktur des HPV unterteilt sich in die early region (ER) und late region (LR). In der ER befinden sich die Onkogene. |
Papillomviren infizieren
Die maligne Transformation entsteht, wenn die viralen Onkogene in Zellen exprimiert werden, die ihr eigenes Genom replizieren. |
Neue Biomarker in der Diagnostik der zervikalen Neoplasien p16INK4a p16INK4a ist ein Inhibitor Eine fortgeschrittene HPV-Infektion kann durch Nachweis von p16INK4a diagnostiziert werden. zyklinabhängiger Kinasen und wird im Zytoplasma und Zellkern von humanen Zervixepithelzellen exprimiert. Das zelluläre Protein spielt eine entscheidende Rolle in der Retinoblastomprotein(Rb)-vermittelten strengen Kontrolle des Zellzyklus in der Zellproliferation (G1-S). Normalerweise wird Rb phosphoryliert durch zyklinabhängige Kinasen (Zyklin D und CDK4/6). Die phosphorylierte Form von Rb verbindet sich mit sogenannten E2F-Transkriptionsfaktoren, die die Expression S-Phasen-spezifischer Proteine ermöglichen. Als eine negative Rückkopplung fördert das freigesetzte E2F die Bildung von p16INK4a, das wiederum die zyklinabhängigen Kinasen (cdk4 und cdk6) hemmt. In dysplastischen und neoplastischen Läsionen wird die Kontrolle über den Zellzyklus durch HPV-Onkoproteine (E6 und E7) gestört. E7 interagiert mit Rb, setzt somit E2F frei und löst damit eine Überexpression von p16INK4a aus. Der inhibitorische Effekt von p16INK4a wird durch E7 aufgehoben, der natürliche Rückkopplungsprozess läuft ins Leere, und p16INK4a wird in solchen Mengen gebildet, dass es mit immunzytochemischen und immunhistochemischen Methoden nachgewiesen werden kann. Der Nachweis des Proteins zeigt somit die fortgeschrittene HPV-Infektion an. p16INK4a ist ein Surrogatmarker für die aktivierte Onkogenexpression von HR‐HP-Viren in dysplastischen Zervixepithelzellen. Eine Diskriminierung zwischen potenziell progredierenden und regredierenden Läsionen ist nicht möglich [24, 26, 27]. HPV-L1-Protein Bisher sind keine morphologischen oder molekularbiologischen Marker bekannt, die den Verlauf einer CIN-Läsion zuverlässig vorhersagen können. Hier bietet eventuell der Nachweis des HPV‐L1-Kapsidproteins einen neuen Ansatz. Es sind die leicht- bis mäßiggradigen Zellveränderungen der Cervix uteri, die zu häufigen Kontrollen führen und bei Persistenz, aus Angst vor Progression, auch zu einer Therapie zwingen. In einer ersten retrospektiven Voranalyse und folgend auch in einer prospektiven Folgestudie konnte gezeigt werden, dass der Nachweis des HPV‐L1-Kapsidproteins in Abstrichpräparaten einer HR‐HPV-assoziierten leicht- bis mäßiggradigen zervikalen Läsion (CIN 1 - 2) nur in 20 % mit einer Progression einherging, während bei HPV‐L1-negativen Frauen in 80 % der Fälle eine Progression beobachtet wurde [10]. Die Ursache hierfür scheint in einer stark immunstimulierenden Wirkung des HPV‐L1-Kapsidproteins zu liegen, dass aufgrund dieser Eigenschaft auch von den Impfstoffherstellern als Impfstoff eingesetzt wird [16]. Ein abwartendes Verhalten mittels Abstrichkontrollen bei HPV‐L1-positiven Frauen könnte eventuell ausreichend sein. Dies wird man in weiteren prospektiven Studien durch zuverlässige Diagnostika (Pap-Abstrich, Kolposkopie; Histologie und HPV-Diagnostik) fortführen müssen [1, 10].
Prof. Dr. Peter Hillemanns Direktor der Abt. für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Email: frauenklinik@mh-hannover.de