ZFA (Stuttgart) 2007; 83(1): 16-19
DOI: 10.1055/s-2007-958636
Versorgung

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Allgemeinmedizin in Estland 2006

General Practice in Estland 2006C. Levin 1
  • 1Lehr- und Arbeitsbereich Allgemeinmedizin an der Technischen Universität München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Februar 2007 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Während des von der DEGAM angebotenen Professionalisierungskurses verschaffte sich die Autorin einen Überblick über die Entwicklung der Allgemeinmedizin in Estland. Dabei interessierten besonders die Bereiche Einbeziehung in das Medizinstudium, Berufswirklichkeit der praktisch tätigen Allgemeinärzte und allgemeine Stärken und Schwächen des estnischen Gesundheitswesens.

Methoden: Über eine Kollegin war der Kontakt zu Prof. Heidi-Ingrid Maarus an der Maarjamoisa Polyclinic in Tartu hergestellt worden. Ein einwöchiger Aufenthalt ermöglichte dank der Gastfreundschaft der Esten einen guten Einblick in die dortige Situation.

Ergebnisse: In diesem 2004 der NATO und EU beigetretenen ehemaligen Ostblockland gibt es seit 1991 eine wissenschaftliche Gesellschaft für Allgemeinmedizin, die für Lehre und Forschung im Bereich Allgemeinmedizin an der Universität von Tartu verantwortlich ist. Gemessen an der kurzen Entstehungszeit ist die Organisation von praktischer Arbeit, Lehre und Ausbildung auf einem hohen Stand. Die Berufszufriedenheit ist groß. Die Versorgung der Bevölkerung im Krankheitsfall effektiv.

Schlussfolgerung: Angesichts der universitär gut verankerten Allgemeinmedizin bleiben als Wünsche offen: 1. eine Verlängerung der jetzt dreijährigen Weiterbildungszeit und 2. (angesichts der hohen HIV-Infektionsrate und der bedrückenden Alkohol-, Drogen - und Nikotinproblematik noch wichtiger) eine wesentlich stärkere Betonung präventiver Ansätze in der allgemeinen Gesundheitspolitik.

Abstract

Background: General Practice in Estonia developed very quickly since the country got independent. Informations about the implementation of General Practice in the Faculty of Medicine in Estonia, how general practitioners (GPs) work in their residences and in general informations about the health care system was the aim during a one week stay during to the DEGAM course of professional development.

Methods: The invitation for the visit of one week came from Prof. Heidi-Ingrid Maarus of the Maarjamoisa Polyclinic in Tartu.

Results: The Estonian Society of General Practice was founded in 1991 and is responsible for teaching and research in the country. In this time a high level of standard in teaching and to some extent also research was achieved. GPs in general are satisfied with their situation. In case of an accident or disease health care in general seems to be effective.

Conclusions: General Practice is well established academically and in its role in the health care system. However, an increase from three to five years in vocational training should be considered. In addition a stronger emphasis on prevention would be desirable because of the increasing prevalence of HIV infections, nicotine, alcohol and drug addiction.

Korrespondenzadresse

Dr. med. C.Levin 

Kaufingerstrasse 10

80331 München

eMail: clevin1@gwdg.de