Aktuelle Neurologie 1985; 12(6): 189-192
DOI: 10.1055/s-2007-1020800
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Was begrenzt die neurologische Intensivmedizin?

Neurological Intensive Care and its LimitsV. Schuchardt1 , R. Heitmann1 , R. W. C. Janzen2
  • 1Neurologische Abteilung der Rheinischen Landesklinik Bonn (Direktor: Prof. Dr. R. Heitmann)
  • 2Neurologische Klinik Krankenhaus Nord-West Frankfurt (Direktor: Prof. Dr. R. W. C. Janzen)
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Publication Date:
30 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Die apparative Ausrüstung einer modernen Intensivmedizin, die Verfügbarkeit hochwirksamer Medikamente, die kompetente und reibungslos arbeitende Mannschaft auf der einen Seite - die erhebliche Belastung des Kranken durch diagnostische und therapeutische Verfahren, Lärm, Licht, Isolierung auf der anderen Seite und die Gefahr, Kranke am menschenwürdigen Sterben zu hindern, zwingen uns, die Grenzen unseres Tuns auf der Intensivstation abzustecken. Die Anwendung aller intensivmedizinisch möglicher personeller, apparativer und medikamentöser Maßnahmen (Maximaltherapie) ist immer dann indiziert, wenn bei einem Kranken ein grundsätzlich heilbares, akut lebensbedrohliches Leiden vorliegt. Dies gilt etwa für die eitrige Meningitis oder die akute, beatmungsbedürftige Polyneuritis. Dagegen verbietet sich die Intensivtherapie im Finalstadium unheilbarer Krankheiten, etwa bei fortgeschrittenen Hirntumorleiden. In solchen Fällen kommt lediglich eine Minimal- oder humanitäre Therapie in Frage. Selbstverständlich stellt auch der gegen eine Intensivbehandlung gerichtete Wille des psychisch nicht beeinträchtigten Kranken eine absolute Kontraindikation dar. Eine im wesentlichen auf die Ernährung und Normalisierung von Elektrolyt- und Wasserhaushalt sowie pflegerische und krankengymnastische Maßnahmen eingeschränkte behandlung kommt als Normtherapie - außerhalb der Intensivstation - bei Kranken zur Anwendung, deren Leben wesentlich verlängert werden kann, ohne dass das infauste Grundleiden zu heilen wäre. Nicht allein der zugrundeliegende Krankheitsprozeß bestimmt die Indikation zur Intensivbehandlung. Als weitere wichtige Faktoren sind das Alter des Patienten in Rechnung zu stellen, schwerwiegende Begleiterkrankungen, in gewissem Umfang aber auch - beim bewußtseinsgestörten oder nicht zur Meinungsäußerung fähigen Kranken - der Wille der Angehörigen.

Summary

Whereas modern technical equipment, highly effective drugs and a well working nursery staff represent one side of intensive-care medicine, the patient's pain and stress caused by diagnostic and therapeutic activities, permanent light and noise, his isolation and finally his fear not to die in dignity represent the other.

These aspects force us to set limits to medical intervention and to decide whether intensive treatment is of benefit for the patient or not.

Maximal therapy is strictly indicated in patients who suffer from life-threatening but curable diseases, i.e. purulent meningitis or Guillain-Barré's syndrome. If there is no chance of healing but the possibility of lengthening the patient's life, treatment consists of normal therapy including all therapeutic activities except intensive care techniques, especially except artificial ventilation. Only minimal therapy or humanitarian therapy is indicated in the terminal stage of incurable processes.

Indication of intensive care depends not only the patient's basic illness but also on his age, concomitant diseases and, to a certain degree, if the patient is not fully conscious or under mental disability, on the decision of his relatives.

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