Aktuelle Neurologie 1996; 23(1): 21-25
DOI: 10.1055/s-2007-1017827
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis

Beobachtungen zur Klinik und Häufigkeit im Schwarzwald 1994Tick-Borne Encephalitis. Clinical Data and Incidence in the Black Forest 1994R. Kaiser1 , H. Braun2 , D. Dörstelmann3 , P. Hansmann4 , D. v. Laer5 , C. H. Lücking1 , K. Wagner6
  • 1Neurologische Klinik und Poliklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Breisacher Straße 64,79106 Freiburg (ÄD: Prof. Dr. C.H. Lücking)
  • 2Innere Abteilung des Kreiskrankenhauses Wolfach Oberwolfacher Straße 10,77709 Wolfach (CA: Dr. H. Braun)
  • 3Neurologische Klinik des Städtischen Krankenhauses Pforzheim Kanzlerstr. 2-6, 75175 Pforzheim (CA: Dr. D. Dörstelmann)
  • 4Gemeinschaftspraxis - Labormedizin Prof. Mössner und Kollegen, Bismarkallee 10, 79098 Freiburg
  • 5Abteilung Virologie, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Hermann-Herder-Straße 11, 79104 Freiburg (ÄD: Prof. Dr. O. Haller)
  • 6Medizinische Abteilung des Kreiskrankenhaues Emmendingen Gartenstraße 44, 79312 Emmendingen (CA: Dr. K. Wagner)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Januar 2008 (online)

Summary

The clinical data and courses of 145 patients (meningitis, meningoencephalitis, myelitis, radiculitis) with serologically proven tick-borne encephalitis (TBE) are presented. All cases occurred in the black forest and the upper rhine valley in the year 1994. In comparison to former years the incidence had increased considerably. Endemic areas for TBE were the valleys of Kinzig, Elz and Dreisam. With 19 cases of TBE the area around Pforzheim was recognized as a new endemic region. About one third of patients were treated in the hospitals of Freiburg. A previous tick bite was recalled by 87/145 patients (60%), a prodromal stage by 77/145 patients (53%). The disease ran a light course in 87 patients, a moderate course in 38, and a severe course in 20 patients. Two thirds of severe courses were associated with myelitis and/or radiculitis. One patient died (0,7%), nine patients had flaccid tetraparesis for more than six months. No correlation could be demonstrated between the clinical course and particular regional areas of infection.

Zusammenfassung

In der vorliegenden Studie werden die anamnestischen und klinischen Daten (Meningitis, Meningoenzephalitis, Myelitis, Radikulitis) von 145 Patienten mit einer 1994 aufgetretenen klinisch manifesten und serologisch gesicherten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aus der Region Schwarzwald und Oberrhein dargestellt. Im Vergleich zu früheren Beboachtungen war die Zahl der Erkrankungen deutlich angestiegen. Als spezielle Endemiegebiete konnten das Kinzigtal, das Dreisamtal sowie das Elztal bestätigt werden. Mit 19 Erkrankungsfällen ist die Region um Pforzheim als neues Endemiegebiet anzusehen. Ein Drittel aller Erkrankungsfälle wurde in den Freiburger Kliniken behandelt. 60% der Patienten erinnerten einen Zeckenstich, bei 53% war ein grippeartiges Prodromalstadium eruierbar. In 60% war der klinische Verlauf als leicht, in 26% als mittelschwer und in 14% als schwer einzustufen. Zweidrittel der schweren Verläufe waren mit einer Myelitis und/oder Radikulitis vergesellschaftet. Ein Patient (0,7%) verstarb, neun Patienten waren mehr als sechs Monate wegen einer schlaffen Tetraparese in stationärer Behandlung. Eine Korrelation besonders schwerer Verläufe mit bestimmten Infektionsorten war nicht nachweisbar.