Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P65
DOI: 10.1055/s-2006-954566

Empirisch basierte Präventionsstrategien von Übergewicht bei Kindern: Ein multitheoretischer Ansatz zur Evaluation

C Willhöft 1, M Grillenberger 1, A Hanssen-Doose 1, A Heyer 1, P Schack 1, J Stiebel 1, U Oltersdorf 1
  • 1Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), Institut für Ernährungsökonomie und -soziologie, Karlsruhe

Einleitung und Ziel: In Zeiten zunehmenden Übergewichts bei Kindern stellt die Primärprävention eine der wichtigsten Herausforderungen in der Ernährungs- und Gesundheitspolitik dar. Um Präventionsmaßnahmen wirkungsvoll zu gestalten, werden evidenzbasierte Erkenntnisse benötigt. Es wird ein Konzept für ein wissenschaftliches Evaluationsvorhaben vorgestellt, das einen Beitrag zur empirischen Basis für den Präventionserfolg von Maßnahmen leisten will.

Das Modellvorhaben „Besser essen. Mehr bewegen. Der Wettbewerb“: Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) fördert 24 lokale Modellprojekte mit ca. 500 Einzelmaßnahmen in Deutschland über drei Jahre hinweg. Es soll erprobt werden mit welchen Maßnahmen, Partnern und in welchem strukturellen Kontext der Entstehung von Übergewicht bei Kindern dauerhaft vorgebeugt werden kann. Zielgruppe sind Kinder bis zum Ende des Grundschulalters aus sozial schwächeren, bildungsfernen und zugewanderten Familien. In jedem Projekt streben eine Vielzahl lokaler Akteure parallel eine Verbesserung der Eltern-, ErzieherInnen- und LehrerInnenkompetenz für eine gesunderhaltende Ernährung, ausreichend Bewegung und psychische Gesundheit, eine Schaffung bzw. Verbesserung des Verpflegungs- und Bewegungsangebots in Kitas, Grundschulen und Freizeiteinrichtungen sowie eine Veränderung der Einkaufssituation und Bewegungsräume im Stadtteil an. Die Evaluation des Modellvorhabens durch die BfEL. Auf der Grundlage eines sozio-ökologischen Ansatzes für Präventionsmaßnahmen plant die Evaluation u.a. folgende Fragen zu beantworten: Welche Maßnahmen sind unter welchen Bedingungen in welchem strukturellen Kontext wirkungsvoll im Hinblick auf eine Verhaltens- und Verhältnisänderung, welche nicht und warum? Welche Faktoren begünstigen/hemmen die nachhaltige Verankerung von Prävention von Übergewicht in lokalen Strukturen? Welche Empfehlungen lassen sich für die Gestaltung zukünftiger Präventionsmaßnahmen und Förderprogramme ableiten? Es wird ein multitheoretisches Modell auf Basis der Erkenntnisse der Ernährungs- und Haushaltswissenschaften, der Soziologie sowie Sport- und Gesundheitswissenschaften vorgestellt. Es berücksichtigt die Vielzahl und die Verschiedenartigkeit der überwiegend praxisbasierten Präventionskonzepte. Ihre Vergleichbarkeit stellt eine Herausforderung der Evaluation dar. Im Rahmen der umfangreichen Prozess- und Effektevaluation wird eine breite Palette an quantitativen und qualitativen Methoden eingesetzt. Schlussfolgerung: Das multitheoretische Evaluationsmodell integriert die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Präventionskonzepte und leistet einen Beitrag zur evidenzbasierten Kriterien für die Konzeption von Präventionsmaßnahmen bei Übergewicht bei Kindern.