Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P4
DOI: 10.1055/s-2006-954505

Adipositasprävention bei Schulkindern im Raum Ulm – URMEL-ICE

S Berg 1, C Galm 1, K Nething 1, S Stroth 1, S Brandstetter 1, O Wartha 1, S Weiland 1, J Steinacker 1, M Wabitsch 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Interdisziplinäres Adipositaszentrum

Einleitung und Ziel: Ergebnisse von regelmäßig durchgeführten Schuluntersuchungen weisen darauf hin, dass die Prävalenz von Übergewicht in Deutschland z.Z. weiter zunimmt. Ziel ist die Entwicklung eines wirksamen Modells für die Prävention von Übergewicht bei Grundschülern auf der Basis publizierter Ergebnisse (Pubmed, Cochrane-Bibliothek) und der Erfahrungen laufender Projekte. Ergebnisse: Literaturrecherche: Einzelne schulbasierte Präventionsprogramme zeigen mittelfristige Erfolge bei der Gewichtskontrolle und können als wissenschaftlich etabliert eingestuft werden. In solchen Programmen wurden einfache Botschaften über einen breit angelegten Ansatz vermittelt. Dabei war von Vorteil, wenn Lehrer, Hausmeister, Eltern, sowie die Schulkantinen und die Freizeitgestaltung mit einbezogen wurden. Geschlechtsspezifische und ethnische Besonderheiten müssen berücksichtigt werden und stellen eine besondere Herausforderung dar. Isolierte Beratungsprogramme zur Prävention erscheinen auf der Basis der publizierten Studien nicht sinnvoll.

Entwicklung eines neuen Präventionsmodells (URMEL-ICE):

Nach der Literaturauswertung wurde das Modell durch eine Kooperation zwischen der Sportmedizin, der Epidemiologie, der Kinder- und Jugendmedizin und dem Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) entwickelt (Studienleiter: Prof. Steinacker).

40 Klassen mit ca. 800 Schülern nehmen an der Studie teil. Nach Cluster-Randomisierung (Interventionsgruppe, Kontrollgruppe) wird ein hochfrequentes und niederschwelliges Interventionsprogramm über den Schulunterricht durchgeführt. Das Ziel dabei ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu verbessern mit den Schwerpunkten bewusster und kontrollierter Umgang mit Medien, mit zuckerhaltigen Getränken und mit körperlicher Inaktivität. Die Inhalte werden durch die Klassenlehrer im regulären Unterricht in speziell entwickelten Unterrichtseinheiten vermittelt. Durch praktische Übungen und durch Änderungen des Bewegungs- und Ernährungsangebots an den Schulen sollen erlernte Verhaltensweisen unterstützt werden. Die Kinder werden selber dadurch zu Interventionsträgern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Lehrer- und Elternarbeit sowie der Kommunikation mit Migrantenfamilien. Neben den Effekten auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten und die Gewichtsentwicklung wird zudem überprüft, ob sich kardiovaskuläre Risikofaktoren durch die Intervention beeinflussen lassen. Schlussfolgerung: Auf der Basis bisheriger wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde ein interdisziplinäres, schulbasiertes Projekt zur Adipositasprävention entwickelt, das von der Landesstiftung Baden-Württemberg (2006–2008) finanziell gefördert wird. Die Daten der Folgeuntersuchungen werden zeigen, ob das Projekt wirksam ist und auf andere Schulen übertragen werden kann.