Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P614
DOI: 10.1055/s-2006-953438

Katatoner Stupor und cerebrale MRT Läsionen – organische katatone Störung oder Malignes Neuroleptisches Syndrom unter Quetiapin?

S. Leis 1, M. Hilz 1, M. Strotzer 1, T. Kraus 1
  • 1Erlangen, Bayreuth

Einführung: Katatonie bezeichnet ein Syndrom aus psychischen, motorischen und vegetativen Symptomen. Neben der katatonen Schizophrenie und bei depressiven Erkrankungen finden sich katatone Symptome auch als organische katatone Störung. Wir berichten über einen Patienten mit einem katatonen Stupor sowie cerebralen MRT Läsionen und erhöhtem Candidatiter.

Fallbericht: Ein 21-jähriger Patient, bei dem vor 18 Monaten erstmals eine Psychose aufgetreten und der seit 6 Monaten unbehandelt war, wurde wegen eines Beeinträchtigungswahns mit akustischen Halluzinationen stationär aufgenommen. Unter Quetiapin kam es nach 5 Wochen zu einem Stupor mit Flexibilitas cerea, psychomotorischen Erregungszuständen und vegetativer Entgleisung mit Hyperhidrose, Tachykardie, Hypertonie und Temperaturanstieg bis 38,5°C. Laborchemisch fand sich ein CK-Anstieg auf 7500 U/l. Im cerebralen MRT zeigten sich Signalauffälligkeiten bds. parieto-occipital sowie links frontal, wiederholte Liquorpunktionen waren unauffällig. Nach Besserung unter Lorazepam und Bromocriptin, stieg die CK unter einem weiteren Therapieversuch mit Quetiapin erneut an. Bei einem erhöhten Candidatiter ohne Fokusnachweis wurde für 2 Wochen mit Fluconazol behandelt, hierunter war der Titer rückläufig. In der MRT-Kontrolle nach 4 Wochen waren keine Auffälligkeiten mehr nachzuweisen. Nach 15 Wochen wurde Hr. G. mit 10mg/die Aripiprazol völlig symptomfrei entlassen.

Diskussion: Dieser Fall verdeutlicht das „katatone Dilemma“, d.h. die Schwierigkeit, krankheitsbedingte Symptome (perniziöse Katatonie) von medikamentös induzierten (Malignes Neuroleptisches Syndrom, MNS) zu unterscheiden. Differenzialdiagnostisch war außerdem an eine organische katatone Störung z.B. bei Candida Encephalitis zu denken. Aufgrund des klinischen Verlaufs gehen wir jedoch von einem MNS aus. Die MRT Läsionen wurden als reversible hypertensive Encephalopathie eingeordnet.