Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P611
DOI: 10.1055/s-2006-953435

Paratrigeminales okulosympathisches Syndrom mit isolierter V2-Beteiligung bei Karotisdissektion

Y. Epifanov 1, M.G. Hennerici 1, T. Back 1
  • 1Mannheim

Einleitung: Paratrigeminale okulosympathische Syndrome, bekannt als Raeder-Syndrom, können auch eine zerebrovaskuläre Ursache haben.

Fallbeschreibung: Wir beschreiben den Fall eines 57-jährigen Patienten, der sich mit einem Horner-Syndrom, (elektrophysiologisch gesicherter) isolierter Sensibilitätsstörung im zweiten Trigeminusast (V2) und infraorbitalen Gesichtsschmerzen links vorstellte. In den koronaren fettunterdrückten T1-gewichteten MR-Aufnahmen fand sich im Bereich der Schädelbasis ein hyperintenses Signal im Verlauf der linken A. carotis interna als Nachweis eines Wandhämatoms bei Dissektion. Die MR-Angiographie sowie Duplex- und Dopplersonographie ergaben Hinweise auf einen kompletten Verschluss der linken A. carotis interna. Diffusionsgewichtete MR-Aufnahmen zeigten keine ischämischen Läsionen. Die MR-angiographische Kontrolle nach 3 Tagen ergab eine beginnende Rekanalisation; eine orale Antikoagulation wurde eingeleitet.

Disskussion: Das paratrigeminale okulosympathische Syndrom kann Ausdruck heterogener Erkrankungen sein einschließlich Raumforderungen der mittleren Schädelgrube, Traumen, Karotisaneurysmen, Sinusitiden, Migräne oder Cluster-Kopfschmerz. Typisch ist ein isolierter V1-Ausfall oder die kombinierte Beteiligung aller Trigeminusäste. Eine isolierte V2-Beteiligung ist für das Raeder-Syndrom ungewöhnlich. Die hier beschriebene Karotisdissektion ist eine seltene Ursache, die ein potenzielles Risiko für zerebrale Ischämien in sich birgt und deswegen als eine wichtige Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden muss.