Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P604
DOI: 10.1055/s-2006-953428

Hirninfarkt bei cerebrovaskulärer Neuroborreliose

J. Dietzel 1, J.J. Schwarze 1, S. Dettmann 1, J. Klingelhöfer 1
  • 1Chemnitz

Einleitung: Der kryptogene Hirninfarkt, d.h. der ätiologisch unklare Hirninfarkt bei meist jungen Patienten ohne klassische Risikofaktoren, stellt eine diagnostische Herausforderung dar. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist es, welche Rolle in diesen Fällen entzündliche ZNS-Erkrankungen spielen und in wieweit eine frühzeitige Liquordiagnostik wegweisend sein kann.

Fallvorstellung: Wir berichten über einen 21jährigen Mann, welcher notfallmäßig auf unserer stroke unit mit einem akut aufgetretenen fokal-neurologischem Defizit in Form einer Broca-Aphasie sowie einem brachiofacial betonten sensomotorischen Defizit rechts vorgestellt wurde. Im MRT mit MR-Angiographie konnte ein linksseitiger Mediateilinfarkt sowie Wandunregelmäßigkeiten des linken Mediahauptstammes festgestellt werden. Als Risikofaktor bestand lediglich ein geringer, ca. 3jähriger Nikotinabusus. Somit war zunächst von einem kryptogenen, d.h. hinsichtlich der Ätiologie unklarem Hirninfarkt auszugehen. In der durchgeführten Liquoruntersuchung fanden sich bei lymphozytärer Pleozytose, Lactat- und Eiweißerhöhung Befunde einer Neuroborreliose, so dass die Diagnose einer cerebralen Vaskulitis bei Neuroborreliose bzw. cerebrovaskulärer Verlaufsform der Neuroborreliose gestellt wurde. Nach erfolgter antibiotischer Behandlung, zusätzlicher physio- und ergotherapeutischer Beübung sowie logopädischer Behandlung konnte eine Rückbildung der Ausfallssymptomatik erreicht werden. Zum Entlassungszeitpunkt bestand lediglich noch eine diskrete Sprachstörung.

Schlussfolgerungen: Der Fall zeigt, dass bei „kryptogenen“ Hirninfarkten grundsätzlich auch eine Liquordiagnostik erfolgen sollte, um eine ursächliche Neuroborreliose zu erfassen. Die rechtzeitige Liquordiagnostik garantiert die konsequente und frühzeitige Therapie.