Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P577
DOI: 10.1055/s-2006-953401

Thromboembolien bei neuroendovaskulären Eingriffen: Lokale intraarterielle Fibrinolyse mit rekombinantem Gewebeplasminogenaktivator

S. Hähnel 1, P.D. Schellinger 1, A. Gutschalk 1, K. Geletneky 1, M. Hartmann 1, M. Knauth 1, K. Sartor 1
  • 1Heidelberg

Einleitung: Es gibt nur wenige systematische Daten zur lokalen intraarteriellen Fibrinolyse (LIF) mit rekombinantem Gewebeplasminogenaktivator (rTPA) bei Thromboembolien durch neuroendovaskuläre Eingriffe. Wir berichten über unsere diesbezüglichen Erfahrungen.

Patienten und Methoden: 9 von 723 Patienten (1,2%), bei denen in unserer Abteilung von Januar 1997 bis September 2002 neuroendovaskuläre Eingriffe vorgenommen wurden, erlitten thromboembolische Komplikationen. Alle Patienten wurden mit einer maximalen Dosis von 0,9mg rTPA/kg Körpergewicht intraarteriell lysiert. Das angiographische Ausmaß der Perfusion vor und nach LIF wurde nach TIMI-Kriterien klassifiziert.

Ergebnisse: Die minimale Zeit zwischen angiographischem Thrombusnachweis und Beginn der LIF betrug 10min, die maximale Zeit 90min. Eine erfolgreiche Reperfusion erzielten wir bei 4 der 9 Patienten (44%). Alle 9 Patienten erlitten Hirninfarkte, aber keiner erlitt eine intrazerebrale Blutung; 2 Patienten (22%) starben an raumfordernden Hirninfarkten. 3 Monate nach der LIF waren 4 Patienten (44%) mäßig und 3 Patienten (33%) schwer behindert. Wir kategorisierten das klinische Outcome in unabhängig (Rankin 0–2) versus abhängig oder tot (Rankin 3–6). Wir fanden keinen Zusammenhang zwischen erfolgreicher Reperfusion (TIMI 2 oder 3) und Outcome (p=0,524; Fisher's exact Test) sowie keinen Zusammenhang zwischen erfolgreicher Reperfusion und Tod (p=0,444). Außerdem bestand kein Zusammenhang zwischen TIMI-Grad und klinischem Outcome (r=0,521, p=0,163; Spearman rank Korrelation).

Schlussfolgerung: Obwohl wir relativ hohe rTPA-Dosen verwendeten, waren die Rekanalisationsraten und das klinische Outcome unbefriedigend. Es sollten die Strategie zur Prävention von Thromboembolien bei neuroendovaskulären Eingriffen verbessert und neue Thrombolysetechniken entwickelt werden. Ob die Gabe von Glykoprotein IIb/IIIa-Inhibitoren zu höheren Rekanalisationsraten führen würde, muss noch geprüft werden.