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DOI: 10.1055/s-2006-953385
Psychiatrische Komorbiditäten und ihr Einfluss auf den Verlauf der HIV-Infektion in einer deutschen NeuroAIDS Kohorte
Einleitung: Ziel dieser Studie war die Analyse von Häufigkeit und Prognose von psychiatrischen Komorbiditäten in einer großen, deutschen NeuroAIDS Kohorte.
Methoden: In der retrospektiven Studie wurden Datenbankeinträge von November 1987 bis September 2005 berücksichtigt. Eingeschlossen wurden alle Datensätze mit Einträgen zu psychiatrischen Koerkrankungen, Geschlecht, CDC Stadium, Alter, Zeitpunkt der HIV-Diagnose und so weit vorhanden CD4-Zellstatus und Viruslast im Plasma. Es war möglich, dass mehr als eine psychiatrische Koerkrankung bei einem Patienten existierte.
Deskriptive und Gruppenstatistikverfahren wurden anschließend angewendet.
Resultate: Von insgesamt 3031 Patienten hatten 388 Personen (12,8%) mindestens eine psychiatrische Erkrankung gemäss den DSM-IV Kriterien. Affektive Störungen waren bei 218 (7,2%) feststellbar. 115 (3,8%) waren suchtkrank, 48 (1,6%) hatten eine Persönlichkeitsstörung, 15 (0,5%) litten unter einer Angststörung, 15 (0,5%) unter einer mentalen Retardierung und 5 (0,2%) Patienten hatten eine Schizophrenie.
Es konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Alter, HIV-Infektionsdauer, CD4-Zellstatus, Viruslast und Geschlecht festgestellt werden, einzige Ausnahme waren Suchterkrankte bei denen das männliche Geschlecht überwiegte.
Mentale Retardierung begünstigt die AIDS Enstehung (12/15), generell waren aber in jeder Gruppe mehr als 50% im AIDS Stadium. Soweit untersuchbar scheint HAART keinen Einfluss auf die psychiatrische Erkrankung zu nehmen.
Diskussion: Viele HIV-Patienten leiden zusätzlich unter einer psychiatrischen Erkrankung. Affektive Erkankungen sind mit Abstand am häufigsten. AIDS Erkrankungen sind häufig bei allen Patienten mit psychiatrischer Komorbidität. Antiretrovirale Therapie, CD4-Zellstatus und Plasmaviruslast haben keinen Vorhersagewert für das Auftreten oder Vorhandensein von psychiatrischen Komorbiditäten bei HIV-1-Infizierten. Die große sozialmedizinische Bedeutung dieses Themas legt die genauere Untersuchung in einer prospektiv anglegten Studie nahe.