Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P543
DOI: 10.1055/s-2006-953367

Sonothrombolyse verstärkt durch SonoVue bei akutem Verschluss der A. cerebri media: Eine Falldarstellung

H. Cangür 1, K. Meyer-Wiethe 1, G. Seidel 1
  • 1Lübeck

Hintergrund: Der therapeutische Einsatz von Ultraschall ist eine viel versprechende neue Methode in der Akutbehandlung des Mediahauptstammverschlusses, die durch zusätzliche Applikation von Ultraschallkontrastmitteln (UKM) verstärkt werden kann. Im Folgenden Berichten wir über eine erfolgreiche Rekanalisation eines Mediahauptstammverschlusses durch UKM verstärkte Sonothrombolyse ohne den additiven Einsatz von TPA.

Fallbeschreibung: Eine 72 Jahre alte Frau mit bekanntem Vorhofflimmern wurde mit akut aufgetretener Hemiplegie links in unsere Klinik eingewiesen. Phenprocoumon war zuvor wegen einer Knie-Operation pausiert worden. In der notfallmäßigen transkraniellen Farbduplexsonographie zeigte sich ein Verschluss des Mediahauptstammes rechts. Eine systemische Thrombolyse war bei ausgedehnten Wundheilungsstörungen trotz fehlender Infarktfrühzeichen in der CCT kontraindiziert. Ca. 2 Std. nach Symptombeginn wurde mit der kontrastverstärkten Sonothrombolyse über 1 Stunde begonnen (Sonos 5500, Philips, S3-Sonde, 2.5MHz pulsed wave Doppler kontinuierlich, sample volume im M1-Segment, PRF 15–25cm/s, MI maximal). In einem 10 Minuten Intervall wurden jeweils 1,2ml SonoVue© (insges. 7.2ml) i.v. verabreicht.

Ergebnisse: Nach 12 Minuten verstärkter Sonothrombolyse setzte eine partielle Rekanalisation des Mediahauptstammes rechts ein (Flussgeschwindigkeit 40cm/s systolisch, TIBI 2). Eine Kontrolluntersuchung 24 Std. nach Symptombeginn ergab weiterhin eine Teilrekanalisation (Flussgeschwindigkeit 37/16cm/s, TIBI 3). Ca. 48 Std. nach Symptombeginn zeigte sich schließlich eine gute Rekanalisation (Flussgeschwindigkeit 60/25cm/s, TIBI 5). Klinisch-neurologisch zeigte sich eine leichte Besserung innerhalb von 24 Std. um einen Punkt im NIHSS von 14 auf 13 Punkte.

Schlussfolgerung: An unserem Fallbeispiel konnte gezeigt werden, dass mittels kontrastverstärkter Sonothrombolyse auch ohne den systemischen Einsatz von TPA gezielt ein Thrombus innerhalb kurzer Zeit in der A. cerebri media aufgelöst werden kann. Dieser Fall deckt sich mit früheren Fallserien unserer Gruppe, die auf den thrombolytischen Effekt des transtemporalen Ultraschall auch ohne den Einsatz von TPA hinweisen. Weitere Untersuchungen an größeren Patientenzahlen sind notwendig, um das therapeutische Potential der kontrastmittelverstärkten Sonothrombolyse abzuschätzen.