Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P537
DOI: 10.1055/s-2006-953361

Insuffizienz der Jugularvenenklappe als Ursache für eine iatrogene Luftembolie in den Sinus cavernosus

M. Nedelmann 1, P. Pittermann 1, K. Gast 1, M. Dieterich 1
  • 1Mainz

Fragestellung: Lufteinschlüsse im Sinus cavernosus sind ein seltener inzidenteller Befund bei der kraniellen Computertomographie. Als mögliche Ursache wird eine Luftembolie nach Anlage eines peripher-venösen Zugangs oder nach Kontrastmittelgabe diskutiert. Unklar ist jedoch der Mechanismus der retrograden Passage von Luft durch Valvula und Vena jugularis interna.

Fallbericht: Wir beschreiben den Fall einer 42-jährigen Patientin mit Sinusitis, bei der sich im Schädel-CT ein asymptomatischer Lufteinschluss im linken Sinus cavernosus zeigte. Zwei Stunden zuvor war ein venöser Zugang an der rechten Kubitalvene gelegt worden. Im Rahmen einer etwas schwierigen Blutentnahme war der Zugang für einige Zeit diskonnektiert gewesen. Um mehr Informationen über den Mechanismus der cerebralen Luftembolie zu erhalten, führten wir eine duplexsonographische Untersuchung der Jugularvenen durch. Unter einem Valsalva-Manöver fand sich eine exzessive Insuffizienz der linken Jugularvenenklappe, also der Seite der vermeintlichen Embolie. Auf der rechten Seite zeigte sich das Klappensystem intakt.

Zur weiteren Klärung wurde der Patientin ein luftbasierter Echosignalverstärker (EchovistR) in die Kubitalvene injiziert. Unter einem nachfolgenden Valsalva-Manöver kam es zu einem deutlichen Reflux der Luftbläschen in die linke Jugularvene, während sich auf der intakten rechten Seite kein retrograder Luftübertritt über die Venenklappe nachweisen ließ.

Schlussfolgerungen: Dieser Fallbericht gibt einen Einblick in den Mechanismus iatrogener Luftembolien in cerebral-venöse Strukturen. Es ist der erste Bericht, der mit der Insuffizienz der Jugularvenenklappe das fehlende Glied zwischen peripherer Luftembolie und dem Nachweis von Lufteinschlüssen im Sinus cavernosus beschreibt.