Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P454
DOI: 10.1055/s-2006-953279

Isolierte Dissektion der Arteria cerebri posterior

U. Pulkowski 1, U. Lahnert 1, H. Henningsen 1
  • 1Lüneburg

Cerebrale arterielle Dissektionen treten am häufigsten an den extrakraniellen hirnversorgenden Arterien, zumeist den Karotiden und Vertebralarterien auf. Intrakranielle Dissektionen sind sehr viel seltener und betreffen zumeist die Vertebralarterien und die Arteria basilaris, seltener die intrakraniellen Abschnitte der Arteria carotis interna und die Arteria cerebri media. Isolierte Dissektionen der Arteria cerebri posterior sind eine absolute Rarität und in der Literatur kaum beschrieben.

Wir berichten von einem 37-jährigen Patienten ohne ernste Vorerkrankungen, aktuelles Trauma oder Vormedikation, der notfallmäßig mit Kopfschmerzen und einer akut aufgetretenen Hemihypästhesie rechts auf die Stroke Unit aufgenommen wurde. Im akut durchgeführten Schlaganfall-MRT zeigte sich ursächlich eine kleine frische Ischämie im linksseitigen Thalamus.

Duplexsonographisch wurde bei ansonsten gänzlich unauffälligen hirnversorgenden Arterien intrakraniell im P2-Segment links bei langstreckigem Strömungshindernis der Verdacht auf eine isolierte Dissektion gestellt, welcher sich CT- und MR-angiographisch durch eine langstreckige, parallel zur Wand verlaufende Kontrastmittelaussparung im P2-Segment erhärtete.

An Risikofaktoren bestand nur ein Nikotinabusus, die erweiterte Gerinnungs- und Vaskulitisdiagnostik erbrachte ebenso wie die kardiale Diagnostik einen unauffälligen Befund, sonographisch boten die Nierenarterien keine Hinweise auf eine fibromuskuläre Dyplasie.

Der Patient wurde initial PTT-wirksam heparinisiert, im Verlauf oral antikoaguliert und konnte nach intensiver ergo- und physiotherapeutischer Behandlung nahezu beschwerdefrei nach Hause entlassen werden.

Im Rahmen der geplanten Wiederaufnahme 8 Wochen später ließ sich das vorbeschriebene Strömungshindernis im P2-Segment links weder neurosonologisch noch MR-angiographisch nachweisen, so dass wir auch retrospektiv die initiale Verdachtsdiagnose einer isolierten Dissektion der Arteria cerebri posterior stützen konnten.

Schlussfolgerung: Isolierte Dissektionen intracerebraler Arterien sollten insbesondere bei jungen Patienten mit cerebraler Ischämie ohne offensichtliche cerebrovaskuläre Risikofaktoren in Betracht gezogen werden. In Kombination neurosonologischer und MR-angiographischer Methoden kann in Zusammenschau mit einer ansonsten unauffälligen Begleitdiagnostik die Diagnose auch ohne risikoreiche interventionelle Bildgebung mit hinreichender Sicherheit gestellt werden.