Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P437
DOI: 10.1055/s-2006-953262

Vaskuläre Risikofaktoren: Kenntnisstand und pharmakologische Behandlung vor und nach Schlaganfall oder TIA

C.H. Nolte 1, J. Jungehulsing 1, J. Muller-Nordhorn 1, K. Rossnagel 1, S. Roll 1, S. Willich 1, A. Villringer 1
  • 1Für das Kompetenznetz Schlaganfall

Fragestellung: Die Kenntnis des Patienten, dass er an einem vaskulären Risikofaktoren leidet und die pharmakologische Behandlung sind relevante Faktoren der Gesundheitsvor- und Schlaganfallnachsorge. Ziel dieser Beobachtung war es, die Behandlungshäufigkeit von Hypertonus, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und Vorhofflimmern vor und nach Schlaganfall oder TIA zu erfassen.

Methoden: Patienten der Berliner Akuter Schlaganfall Studie (BASS) wurden zum Zeitpunkt des/r Schlaganfall/TIA befragt, ob ihnen bekannt war, dass sie selbst unter Hypertonus (HTN), Hyperlipidämie (HLP), Diabetes mellitus (DM) oder Vorhofflimmern (VHF) litten, und – falls sie davon Kenntnis hatten – ob eine medikamentöse Behandlung erfolgte.

Ein Jahr nach dem Ereignis wurde erfragt, ob die Empfehlungen der entlassenen Krankenhäuser zur Sekundärprävention eingehalten wurden.

Ergebnisse: Initial wurden 558 Patienten befragt, von denen 62% HTN, 28% HLP, 28% DM und 21% VHF aufwiesen. Von ihrem HTN wussten 83%, von ihrer HLP 73%, vom DM 87% und vom VHF 69% der betroffenen Patienten. Der den Patienten bekannte HTN wurde in 80%, die HLP in 37% und der DM in 77% medikamentös behandelt. Eine Kardioembolie-Prophylaxe erhielten 62% der Patienten mit VHF. Sie wurden häufiger antiaggregiert als antikoaguliert (85% vs. 15%; p=0,001).

Ein Jahr später konnten 383 lebende Patienten befragt werden. Von den Patienten mit HTN wurden nun 89%, mit HLP 45% und mit DM 58% entsprechend behandelt. Eine Kardioembolie-Prophylaxe erhielten nun 86% der Patienten mit VHF. Sie wurden nun häufiger antikoaguliert als antiaggregiert (63% vs. 15%; p=0,001). Die gezielte Behandlung war gegen HLP (p<0,05) und gegen VHF (p<0,01) signifikant angestiegen, aber gegen DM gesunken (p=0,01). Die Empfehlungen zur Antiaggregation bzw. Antikoagulation war bei 15% der Patienten beendet worden, was signifikant häufiger bei Patienten mit einer TIA eintrat (p=0,03).

Schlussfolgerungen: Der Kenntnisstand über das Vorhandensein eigener vaskulärer Risikofaktoren und deren Behandlung sind je nach Risikofaktor vor und nach Krankenhausaufenthalt sehr unterschiedlich. Insbesondere die Suche nach und die Behandlung von HLP, DM und von VHF sind verbesserungsfähig.