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DOI: 10.1055/s-2006-953237
Mutationsrate und Behandlungserfolg bei Patienten mit früh beginnendem M. Parkinson und tiefer Hirnstimulation
Fragestellung: Mit bilateraler tiefer Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STN-THS) behandelte M. Parkinson (MP)-Patienten erkranken häufig im frühen Lebensalter, und ein hoher Anteil an Mutationen in rezessiv vererbten Parkinson-Genen ist nahe liegend.
Die Wirksamkeit der STN-THS bei Mutationsträgern ist bisher nur an einer kleinen Stichprobe untersucht worden.
Die vorliegende Studie bestimmte bei mit STN-THS behandelten MP-Patienten die Mutationsraten im Parkin- und PINK1-Gen und verglich den Behandlungserfolg bei mutationspositiven und -negativen Patienten.
Methoden: Es wurden 75 Patienten (45M, 29W) mit früh beginnendem MP (Erkrankungsalter <40 Jahre) eingeschlossen, die im Zeitraum von 1996 bis 2005 in Kiel oder Toronto mit STN-THS behandelt wurden. Auf Parkin- und PINK1-Mutationen wurde mittels SSCP/Sequenzierung und quantitativer PCR getestet. Das DJ1-Gen wurde aufgrund des seltenen Vorkommens von Mutationen nicht analysiert.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Implantation betrug die Erkrankungsdauer 18,3±6,9 Jahre. Eine Nachuntersuchung wurde nach 18,6±19,2 Monaten durchgeführt. Acht Patienten (10,7%) trugen Mutationen im Parkin- oder PINK1-Gen [MUT+]; bei 67 Patienten wurden keine Mutationen detektiert [MUT-].
In der Nachuntersuchung beider Gruppen zeigten sich unter Stimulation signifikante Verbesserungen im UPDRS-III-Score (37,2%, bzw. 46,6%, p<0.01). Ähnlich profitierten beide Gruppen im UPDRS-II-Score (MUT+: 23,5%, p=0,15 und MUT-: 45,2, p<0.01%) sowie in der Reduzierung der täglichen Levodopa-Äquivalenzdosis (MUT+: 48,3%, p=0.05; MUT-: 48,8%, p<0.01) und im Anstieg in der Bewertung nach Schwab&England (MUT+: 31,1%, p=0.02; MUT-: 37,9%, p<0.01).
Im Vergleich zwischen beiden Gruppen war vor Implantation der UPDRS-Tremor-Score im ON-Zustand in der MUT+-Gruppe deutlich höher (57,6%), als in der MUT–Gruppe (p=0.02). Nach der Implantation war das Hoehn&Yahr-Stadium (für ON und OFF) etwas höher in der Gruppe MUT+ (ON: 21,4%, p=0.02; OFF: 23,5%, p=0.05). Darüber hinaus gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen.
Diskussion:
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Mutationen in rezessiv vererbten Parkinson-Genen sind relativ häufig bei MP-Patienten mit tiefer Hirnstimulation und frühem Krankheitsbeginn.
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Grundsätzlich ist die STN-THS, unabhängig vom Mutationsstatus, eine effektive Behandlungsmaßnahme.
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Ein möglicher besserer Behandlungserfolg in der MUT–Gruppe hinsichtlich des Stadiums nach Hoehn & Yahr muss an einer größeren Patientengruppe überprüft werden.