Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P397
DOI: 10.1055/s-2006-953222

Multiple Sklerose – Klinischer Verlauf unter Immunmodulation – Vergleich der Ergebnisse ärztlicher Untersuchung und Selbstauskunft – unter den Bedingungen einer MS-Schwerpunktpraxis

R. Dachsel 1, U. Engelmann 1, M. Dachsel 1
  • 1Chemnitz, Unterschleißheim; Woolwich-London, UK

Fragestellung: Das Ziel dieser Arbeit war, herauszufinden, in wie weit eine Übereinstimmung zwischen der Einschätzung der Pat. hinsichtlich ihres Befindens und den Ergebnissen ärztlicher Untersuchung unter der Therapie mit Immunmodulatoren (IM) besteht.

Methodik: Dazu wurden von 395 Multiple Sklerose- Pat. unserer Praxis 89, die in dieser Zeit auf Interferon/Copaxone neu eingestellt wurden, in dem TQMS vom 01.10.2001 bis 12.05.2005 zusätzlich dokumentiert und Fragebögen (PGI- Lebensqualität, COOP- Alltags-kompetenz, UNDS- gefühlte Behinderung) alle Vierteljahre ausgehändigt. Von diesen Pat. wurden 60 (Rebif(Rb) 24, Avonex (Av) 15, Betaferon (Bf) 19, Copaxone (Cop) 2, bei ca. 85% schubf. Verläufen, Alter x=35J, MS- Dauer x=4,7J.) mindestens über 1J. und z. großen Teil (35 Pat.) über mindestens 2J. mit einer unveränderten Immunmodulation behandelt und bis zum jetzigen Zeitpunkt ausgewertet. Die Pat. wurden retrospektiv vom letzten Unter-suchungsdatum aus 1 bzw.2J. zurückliegend bzgl. des klinischen Befundes, der Progression anhand des EDSS, der Schubrate, des Anteils der schubfreien Pat., der Veränderung in der PGI, den COOP- Skalen u. der UNDS beurteilt und vergleichende Untersuchungen angestellt.

Ergebnisse: Der klinische Befund (siehe Poster) und der EDSS blieben bei 75% nach 1J. und bei 66% der Pat. nach 2J. stabil. Die Schubrate veränderte sich nicht wesentlich über den 2 Jahresverlauf (baseline: 0,37, nach 1J. 0,45 u. nach 2J. 0,39). Der Anteil schubfreier Pat. reduzierte sich von anfänglich 71% über 66% auf 58% nach 2J.. Die Pat.-befragung ergab bzgl. des PGI eine tendeziell leichte Verbesserung der Lebensqualität (nach 1J.: 53% und nach 2J.: 55%). Das gleiche Bild ergab sich bei der Betrachtung der Alltagskompetenz (COOP). Eine deutlichere Verbesserungstendenz war bei der gefühlten Behinderung (UNDS) zu konstatieren (nach 1J.: 55%, nach 2J.: 94%).

Schlussfolgerung: Damit bestätigten die Pat.-Angaben letztlich die ärztliche Beurteilung im Sinne einer Stabilisierung des klinischen Bildes bei neu auf IM eingestellten MS-Betroffenen. Eine zusätzliche über das adäquate ärztliche Gespräch und Untersuchung hinausgehende, den Pat. schon belastende Pat.- Befragung halten wir deshalb nicht für erforderlich. Ein Vergleich mit der Literatur wird im Poster diskutiert.