Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P330
DOI: 10.1055/s-2006-953155

Diagnostischer Stellenwert der transkraniellen Sonographie in der Frühphase unklarer Tremorsyndrome im Vergleich zum FP-CIT-SPECT

F. Doepp 1, A. Kivi 1, L. Siegel 1, D. Gruber 1, E. Lobsien 1, M. Plotkin 1, A. Kupsch 1, S.J. Schreiber 1
  • 1Berlin

Hintergrund: Die klinische Differentialdiagnose zwischen einem idiopathischen Parkinsonsyndrom (IPS) und einem essentiellen Tremor (ET) kann in der Frühphase der Erkrankung Schwierigkeiten bereiten. In diesen Fällen lässt sich mittels FP-CIT-SECT eine etwaige nigrostriatale Dysfunktion sicher beurteilen. Die Transkranielle Sonographie (TCS) zeigt in etwa 90% der Patienten mit IPS eine charakteristische Hyperechogenität der Substantia nigra (SN), die bei Patienten mit ET bisher nicht beschrieben wurde. In der vorliegenden Studie sollte der Einsatz der TCS bei unklaren Tremorsyndromen direkt mit dem FP-CIT verglichen werden.

Methoden: 71 Patienten (m: 48, w: 23; 63±11J.), die sich mit unklarem Tremorsyndrom in unserer Ambulanz für Bewegungsstörungen vorstellten, wurden in die Studie eingeschlossen. Zur Differentialdiagnose zwischen IPS und ET wurden bei allen Patienten ein 123-FP-CIT-SPECT des Striatums sowie eine bilaterale TCS von unabhängigen Untersuchern nach etablierten Kriterien durchgeführt. Die Auswertung der TCS erfolgte durch einen weiteren für die Patienten und deren klinische Daten geblindeten Untersucher. Bei einer Hyperechogenität der SN uni- oder bilateral von >0.2 cm2 wurde sonographisch der Verdacht auf ein IPS geäussert.

Ergebnisse: Bei 46 Patienten wurde eine nigro-striatale Dysfunktion mittels SPECT festgestellt und somit die Diagnose eines beginnenden IPS gestellt. Bei den übrigen 25 Patienten war das SPECT unauffällig. 66 von 71 Patienten ließen sich transtemporal mittels TCS untersuchen. In 38 von 44 Pat. mit pathologischem SPECT konnte eine Hyperechogenität der SN nachgewiesen werden (Sensitivität 86%), in 20 von 22 Pat. mit normalem SPECT-Befund fand sich keine Hyperechogenität (Spezifität 91%). Der positive prädiktive Wert der TCS für ein pathologisches SPECT lag bei 95%, der negative prädiktive Wert bei 77% im Hinblick auf eine unauffällige SPECT-Untersuchung.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen eine hohe Konkordanz zwischen TCS und SPECT im Hinblick auf deren Wertigkeit zur Differentialdiagnose zwischen IPS und ET. Sensitivität und Spezifität in unserer Studie entsprechen bisherigen Publikationen, bei denen die TCS überwiegend mit klinischen Parametern verglichen wurde. Der TCS als preiswerte, beliebig wiederholbare und einfach durchführbare Methode kommt in der Differentialdiagnose unklarer Tremorsyndrome in Zukunft möglicherweise eine größere Bedeutung zu.