Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P295
DOI: 10.1055/s-2006-953121

Erfassung von Simulation, Aggravation, Malingering – Erste Daten zum Test „SAM“

J. Paszek 1, M. Niedeggen 1, S. Avci 1, J. Kessler 1
  • 1Düsseldorf, Köln

Simulation und Aggravation werden in Gutachtensituationen oft vermutet aber selten bewiesen. Bisherige Tests zur Erfassung von Simulationstendenzen beruhen zumeist darauf, dass leicht zu lösende Testverfahren als schwierig deklariert werden und hohe Fehlerraten als Aggravationsverdacht gewertet werden. Der Test SAM zur psychometrischen Erfassung von Simulation, Aggravation, Malingering beruht auf zwei Prinzipien: dem Priming und der Reaktionszeitmessung: Hierbei wird angenommen, dass Patienten mit Hirnschäden bei Priming-Aufgaben ähnliche Ergebnisse erzielen wie gesunde Probanden. Weiterhin wird angenommen, dass Reaktionszeitmessungen und implizite Gedächtnisleistungen nur schwer manipulierbar sind.

Testaufbau: Der SAM ist ein computergestützes Verfahren (Hogrefe Test-System, in Vorbereitung) und gliedert sich in eine Darbietungsphase und eine Rekognitionsphase. In der Darbietungsphase werden 60 vollständige schwarz-weiß Zeichnungen im 3-Sekunden-Takt mit der Anweisung dargeboten, sich diese gut einzuprägen. In der Wiedererkennungsphase werden 60 Bildfragmente dargeboten, darunter 30 alte und 30 neue Bilder (e.g. Priming). Der Proband hat die Aufgabe per Tastendruck zu entscheiden, ob er das Bild bereits gesehen hat oder nicht.

Probanden und Methoden: Drei Gruppen: Eine Kontrollgruppe (KG: N=20 Alter: MW: 49,3 Jahre, SD: 19,6 Jahre) 22 experimentelle Simulanten (Alter: MW: 50,0 Jahre, SD: 16,4 Jahre) und 21 Patienten mit Hirnschäden verschiedenen Ätiologien und mnestischen Einbußen (Alter: MW: 55,2 Jahre, SD: 14,8 Jahre). Alle Probanden durchliefen eine neuropsychologische Testbatterie. Die Zuweisung zu den Gruppen erfolgte randomisiert und blind. Simulationsanweisungen wurden für den SAM und den DemTect bei der Gruppe der experimentellen Simulanten gegeben.

Ergebnisse: Im DemTect zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Simulanten und Patienten (DemTect Gesamtwert: MW 8 vs. MW 9,4). Auch zeigten sich keine signifikanten Gruppenunterschiede im Antwortverhalten im SAM. Bei den Reaktionszeiten waren die Patienten deutlich verlangsamt und unterschieden sich signifikant von den Simulanten (MW: 4,7s. vs. 2,8s., p<0,01)

Schlussfolgerungen: Durch die Leistung im DemTect konnte belegt werden, dass die Simulationsanweisung umgesetzt wurde. Im SAM lässt sich die Trennung zwischen Simulanten und Patienten aufgrund der expliziten Maße nicht vornehmen. Die impliziten Maße (RT) erlauben jedoch eine Trennung von Simulanten und Patienten.