Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P256
DOI: 10.1055/s-2006-953081

Heimpatienten mit Demenz profitieren von einer Umstellung auf Risperidon (Risperdal®) nach Vorbehandlung mit einem konventionellen, niederpotenten Neuroleptikum

J. Staedt 1, M. Gerwe 1, A. Kurz 1
  • 1Berlin-Spandau, Neuss, München

Hintergrund: Ca. 80–90% aller Demenzerkrankten weisen im Verlauf Verhaltensstörungen und psychotische Symptome auf. Derartige Symptome werden häufig mit sedierenden und anticholinerg wirkenden, niederpotenten Neuroleptika behandelt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Dokumentation der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Risperidon unter Routinebedingungen bei Heimpatienten mit Demenz nach unzureichender Vorbehandlung mit niederpotenten Neuroleptika.

Methodik: Prospektive, nicht-interventionelle Untersuchung. Heimpatienten mit Demenz, die aufgrund schwerer chronischer Aggressivität, psychotischer Symptome und weiterer Verhaltensstörungen mit niederpotenten Neuroleptika unzureichend vorbehandelt waren, wurden nach Umstellung auf Risperidon weiter beobachtet. Dokumentiert wurden klinische Symptomatik (NPI), Alltagskompetenz (NOSGER), klinischer Gesamteindruck (CGI) und Pflegeaufwand vor und 4 Wochen nach Therapie mit Risperidon. Die Lebensqualität (5-stufige Skala) und das Schlafverhalten (4-stufige Skala) der Patienten wurden kategorial beurteilt. Die statistische Analyse basierte auf der ITT-Gruppe (LOCF).

Ergebnisse: Die Behandlungsverläufe von 102 Heimpatienten (mittleres Alter 82J.; 72% Frauen) wurden dokumentiert. Häufigste Vormedikationen waren Melperon (58%) und Pipamperon (21%). Hauptgründe für die Umstellung auf Risperidon waren fortbestehende chronische Aggressivität (66%), psychotische Symptome (34%), Tagesmüdigkeit (28%) sowie gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus (39%). Die mittlere Risperidondosis nach 4 Wochen lag bei 1,1±0,4mg/Tag. Anhand des NPI-Wertes zeigte sich eine signifikante Abnahme der Verhaltensstörungen im Behandlungsverlauf (p<0,001). Bei Beobachtungsende wurden 90% der Patienten im CGI als gebessert eingeschätzt (p<0,0001). Mittels NOSGER-Gesamtwert konnte eine signifikante Verbesserung der Alltagskompetenz festgestellt werden (p=0,0001). Das Schlafverhalten verbesserte sich signifikant (p<0,0001). Die Lebensqualität wurde bei 69% der Patienten als (sehr) gebessert beurteilt (p=0,002). Bei 5 Patienten wurden unerwünschte Ereignisse (UE) dokumentiert, bei 2 davon SUEs (aggressive Dekompensation, Kollaps) ohne Kausalzusammenhang zu Risperidon.

Schlussfolgerungen: Nach Umstellung von einem niederpotenten Neuroleptikum auf Risperidon bei dementen Heimpatienten mit Verhaltensstörungen kam es zu einer signifikanten Verbesserung der klinischen Symptomatik, Alltagskompetenz und Lebensqualität sowie zu einem gebesserten Schlafverhalten.