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DOI: 10.1055/s-2006-953080
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Galantamin bei Patienten mit Alzheimer Demenz nach antidementiver Vorbehandlung
Hintergrund: Galantamin und andere Acetylcholinesterase-Inhibitoren (AChE-I) sind Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der Alzheimer Demenz (AD). Galantamin weist einen dualen Wirkmechanismus auf, indem es neben der Hemmung der AChE zusätzlich eine Verstärkung der nikotinischen Neurotransmission bewirkt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Dokumentation der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Galantamin (Reminyl®) unter Routinebedingungen bei Patienten mit AD, bei denen eine Umstellung von anderen Antidementiva vom behandelnden Arzt als erforderlich betrachtet wurde.
Methodik: Offene, prospektive Erhebung in Form einer Anwendungsbeobachtung. Ambulante Patienten mit einer AD (ICD-10), die unzureichend mit anderen Antidementiva vorbehandelt waren, wurden auf Galantamin in flexibler Dosierung (8–24mg/Tag) umgestellt und über 3 Monate beobachtet. Kognitive Fähigkeiten wurden mittels Tests der täglichen Routine dokumentiert (z.B. DemTect, MMST). Der klinische Gesamteindruck wurde mittels der Clinical Global Impression of Change (CGI-C) Skala beurteilt. Neben der Erfassung von unerwünschten Ereignissen (UE) wurde die Verträglichkeit kategorial (sehr gut bis schlecht) durch den behandelnden Arzt bewertet.
Ergebnisse: Die Behandlungsverläufe von 1644 Patienten (mittleres Alter 77±8 Jahre, 51% weiblich) wurden dokumentiert. Häufigste Vormedikationen waren Gingko (n=481; 29%), Piracetam (n=280; 17%), Memantine (n=151; 9%) und Donepezil (n=149; 9%). Hauptgründe für die Umstellung auf Galantamin waren mangelnde Wirksamkeit (69%) und Unverträglichkeit (8%). Nach 3 Monaten erhielten 79% der Patienten 16mg/Tag, 9% 24mg/Tag. Nach 3 Monaten verbesserten sich der mittlere DemTect- und mittlere MMST-Gesamtwert im Vergleich zu Baseline signifikant (p<0,0001). Innerhalb des Beobachtungszeitraums kam es im CGI-C bei 70% der Patienten zu einer Verbesserung, bei 12% zu einer Stabilisierung, bei 3% zu einer Verschlechterung. Die Verträglichkeit wurde von 96% der Ärzte als “gut“ bis “sehr gut“ bezeichnet. Bei 2,7% der Patienten wurden UE dokumentiert. Cholinerge UE (Übelkeit, Durchfall und Schwindel) waren jeweils bei <1% der Patienten zu beobachten. Drei Patienten verstarben im Beobachtungszeitraum, wobei kein kausaler Zusammenhang mit Galantamin festgestellt wurde.
Schlussfolgerungen: Galantamin zeigt bei Patienten mit AD nach Umstellung von anderen Antidementiva eine signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und eine gute Verträglichkeit.