Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P226
DOI: 10.1055/s-2006-953051

Hardware-assoziierte Komplikationen nach Tiefenhirnstimulation

F. Sixel-Döring 1, D. Hellwig 1, C. Trenkwalder 1
  • 1Kassel

Fragestellung: Hauterosionen, Abstoßungsreaktionen, Infektionen des implantierten Fremdmaterials und technische Defekte gelten als Hardware-assoziierte Komplikationen einer Tiefenhirnstimulation. Wir untersuchten die Häufigkeit und prädisponierende Faktoren im eigenen Patientenkollektiv.

Patienten und Methoden: In den letzten 4 Jahren erhielten aus unserem Zentrum für Bewegungsstörungen 12 Frauen, (durchschnittlich 61 Jahre alt, 13 Jahre betroffen) und 35 Männer (durchschnittlich 61 Jahre alt, 16 Jahre betroffen) wegen eines idiopathischen Parkinson-Syndroms Elektroden in den Nucleus subthalamicus bds.. Bei einem 67jähriger Patienten wurde wegen eines essentiellen Tremors der Nucleus ventralis intermedius als Zielpunkt gewählt. Durch retrospektive Analyse untersuchten wir Häufigkeit, zeitliche Abfolge und Komorbidität Hardware-assoziierter Therapiekomplikationen.

Ergebnisse: 8 von 48 Patienten (16,7%) entwickelten postoperativ Hardware – assoziierte Komplikationen: Bei 1 Patientin mit einem Diabetes mellitus kam es zu einer sekundärer Wundheilung über einer Bohrlochkappe. 3 Patienten ohne internistische Komorbidität zeigten nach primärer Wundheilung 6 Wochen bis 6 Monate postoperativ Hauterosionen über dem Kabelverlauf. 3 Patienten entwickelten Komplikationen im Bereich des Impulsgebers, wobei in einem Fall mit Ausbildung eines Abszesses eine nur lokal behandelte apikale Parodontitis vorausgegangen war. Bei 1 Patienten trat ein technischer Defekt des Impulsgebers auf.

Diskussion: Mit Ausnahme des Diabetes mellitus im Fall der primären Wundheilungsstörung und der apikalen Parodontitis als Ausgangspunkt für einen Abszess am Impulsgeber liessen sich keine Risikofaktoren für die Entwickung Hardware-assoziierter Komplikationen in den hier präsentierten Fällen ermitteln. Auffallend war das bevorzugte Auftreten der Hauterosionen über den Kabeln am Hals. Technische Defekte waren im hier untersuchten Kollektiv seltener als die Hautkomplikationen.

Schlussfolgerung: Hardware-assoziierte Komplikationen nach Tiefenhirnstimulation müssen in die individuelle Nutzen/Risiko-Evaluation des Patienten einbezogen werden.

Hirnschrittmacherträger sind als Risiko-Patienten einzustufen, die im Falle einer lokalen Infektion, fieberhaften Erkrankung oder Operation eine antibiotische Prophylaxe benötigen.

Systemkomponenten, die ohne Kabelverbindungen entlang des Halses arbeiten, könnten die Inzidenz der Hardware-assoziierten Komplikationen mindern.