Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P224
DOI: 10.1055/s-2006-953049

Fettige Degeneration der paraspinalen Muskulatur als Ursache eines Haltungsverfalls bei fortgeschrittenem M. Parkinson

F. Sixel-Döring 1, T. Jörn 1, C. Trenkwalder 1
  • 1Kassel

Fallbericht: Eine 70-jährige Frau mit einem 6-jährigen klinischen Verlauf eines idiopathischen Parkinson-Syndroms wurde wegen einer seit ca. 6 Monaten zunehmenden Unfähigkeit, sich aufrecht zu halten, stationär zugewiesen. Die Symptomatik in Form einer mit Dauer des Stehens oder Gehens zunehmenden Propulsion erwies sich als Dopa-resistent. Kernspintomographisch wurde eine fettige Degeneration der paraspinalen Muskulatur nachgewiesen. Weitere Hinweise auf eine Myopathie fehlten. Die MRT-Bilder sowie die aktuelle Medikation werden erläutert. Die Patientin wurde mit der Empfehlung zur orthopädischen Korsettversorgung nach Hause entlassen.

Diskussion: Eine progredient propulsive Haltung ist ein bekanntes Symptom eines idiopathischen Parkinson-Syndroms. Vor allem in frühen und mittleren Krankheitsstadien ist die Haltungsstörung Dopa-responsiv und somit durch Optimierung der dopaminergen Substitution korrigierbar. In fortgeschrittenen Phasen der Erkrankung erweist sich der Haltungsverfall hingegen oft als Pharmakotherapie-resistent. Im hier vorgestellten Fall einer Patientin in einer Spätphase der neurodegenerativen Erkrankung konnte eine fettige Degeneration der paraspinalen Muskulatur nachgewiesen werden, ohne weitere Hinweise auf ein myopathisches Geschehen. Ähnliche kernspintomographische, klinische und paraklinische Befunde werden beim „bent – spine – syndrome“ beschrieben, als dessen Ursache eine Spätmanifestation einer bis dato unklassifizierten tardiven Myopathie diskutiert wird. Ob im hier beschriebenen Fall eine Koinzidenz zwei verschiedener Krankheitsentitäten vorliegt oder die myopathischen Veränderungen direkt mit der neurodegenerativen Grunderkrankung zusammen hängen, muss derzeit offen bleiben.

Schlussfolgerung: Bei Pharmakotherapie-resistenten axialen Symptomen vor allem in der Spätphase eines idiopathischen Parkinson-Syndroms sollte gezielt nach myopathischen Veränderungen und lokalisierter muskulärer Degeneration durch geeignete Verfahren gefahndet werden, um der Genese dieser erheblichen Beeinträchtigung auf die Spur zu kommen.