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DOI: 10.1055/s-2006-953047
Inzidenz nächtlicher Hypertonie bei Patienten mit Morbus Parkinson
Fragestellung: Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) leiden in fortgeschrittenen Krankheitsphasen oft an autonomen Störungen mit hypotonen Symptomen, die durch die Blutdruck senkende Wirkung der dopamimetischen Therapie gefördert wird. Der Nachweis einer vaskulären Leukenzephalopathie in der kranialen Bildgebung einiger dieser Patienten sowie stichprobenhaft erhobene erhöhte Blutdruckwerte in der Nacht veranlassten uns zu der Frage, ob Parkinson-Patienten häufiger an einer nächtlichen Hypertonie leiden.
Patienten und Methoden: An drei aufeinander folgenden Stichtagen wurde nachts zwischen 2:00 und 3:00 Uhr, sowie vor- und nachmittags bei allen Patienten unserer Fachklinik für Bewegungsstörungen der Blutdruck gemessen. Patienten mit Psychose oder fieberhafter Begleiterkrankung wurden ausgeschlossen. Die Ergebnisse wurden den Primärdiagnosen „IPS“ und „RLS/andere Bewegungsstörung“ zugeordnet und verglichen. Als hyperton werteten wir RR-Werte >140mmHg in mindestens 2 der 3 Messnächten oder die fehlende Nachtabsenkung.
Ergebnisse: 91 Patienten wurden eingeschlossen. 23 der Patienten mit IPS (n=73) wiesen nachts erhöhte Blutdruckwerte auf. Weitere 15 Patienten zeigten eine fehlende Nachtabsenkung. In der Gruppe RLS/andere Bewegungsstörung (n=18) boten 3 Patienten nachts eine Hypertonie. Bei 10 Patienten dieser Gruppe fehlte die Nachtabsenkung.
Diskussion: Ausgehend von einer physiologischen Absenkung des Blutdrucks während des Nachtschlafes um 10–15% weisen 52% der Patienten mit Morbus Parkinson und 72% der Patienten mit RLS/andere Bewegungsstörung in dieser Erhebung eine hypertone Regulation des Blutdrucks im Schlaf auf. Die Inzidenzen sind bei der geringeren Patientenzahl in der Gruppe RLS/andere Bewegungsstörung nicht statistisch signifikant vergleichbar. Deutlich wird jedoch die Häufigkeit nächtlicher Hypertonie in beiden Gruppen. Gemeinsame Ursache dieser Fehlregulation könnte die Schlafstörung durch periodische Beinbewegungen mit Mikro- und Makroarousals sein, die in beiden Gruppen anzutreffen ist.
Schlussfolgerung: Die nächtliche Hypertonie als Folge gestörten Nachtschlafes sowohl bei Parkinson-Erkrankungen als auch bei RLS Patienten erfordert eine bessere Erfassung und möglicherweise Behandlung um das kardiovaskuläre Risiko dieser Patientengruppen zu verringern.