Aktuelle Neurologie 2006; 33 - V192
DOI: 10.1055/s-2006-953027

Hochsensitiver Nachweis antigenspezifischer oligoklonaler IgM-Banden im Liquor von Patienten mit Neuroborreliose und Multipler Sklerose

R. Schneider 1, M. Reindl 1, S. Rauer 1
  • 1Freiburg; Innsbruck, AT

Einleitung: Intrathekal synthetisiertes IgM spielt vermutlich bei der Pathophysiologie und Prognose entzündlicher Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) eine Rolle (Annals of Neurology 2003, 53(2):222–6). Die Zielantigene der intrathekalen IgM-Immunantwort sind bislang wenig untersucht worden. Hauptgründe hierfür liegen in methodischen Problemen: 1. Sehr geringe IgM-Konzentration im Liquor; 2. Die für die Isoelektrofokussierung notwendige Denaturierung der IgM-Pentamere kann zur Zerstörung der spezifischen antikörpereigenen Bindungsstellen führen.

Zielsetzung: Die Etablierung einer sensitiven Methode zur Detektion spezifischer oligoklonaler IgM-Banden im Liquor.

Methoden: Isoelektrofokussierung nach Standardprotokoll und Affinitätsblot unter folgenden Modifikationen: Reduktion der IgM-Pentamere mit 60mM DTT, 1:1 Mischung von Ampholyten im pH-Bereich von 4–6,5 und 3–10, sowie die Anwendung ultrasensitiver chemiluminescence Reagenzien. Nitrocellulose Membranen wurden mit Anti-IgM-Seren, dem rekombinanten 14k-Da-Fragment von Borrelia burgdorferi, rekombinantem Myelin-Oligodendrozyten-Glycoprotein (MOG) und nativem Myelin Basic Protein (MBP) beschichtet.

Ergebnisse: Durch die beschriebenen Modifikationen konnten mit hoher Sensitivität (Detektionsgrenze 0,002mg IgM) IgM-OKB's detektiert werden. Darüber hinaus wurden gegen das 14-kDa-Antigen gerichtete spezifische IgM-Banden in Liquores von 5/10 Neuroborreliosepatienten, sowie anti-MOG und/oder anti-MBP spezifische IgM-Banden in Liquores von 25/30 MS-Patienten nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Die vorgestellte Methode weist im Vergleich zu der uns vorliegenden Literatur die höchste Sensivität hinsichtlich des Nachweises von IgM-OKB im Liquor auf. Mit den erstmals nachgewiesenen antigenspezifischen oligoklonalen IgM-Banden gegen das 14-kDa Borrelienantigen sowie gegen MOG- und MBP-Antigen lassen sich Studien zur Klärung der Bedeutung von spezifischem oligoklonalen IgM im Liquor in Hinblick auf Pathophysiologie, Frühdiagnose und Prognose entzündlicher Nervenerkrankungen anschließen.