Endoskopie heute 2006; 19 - P42
DOI: 10.1055/s-2006-939405

Candidiasis des Gallenwegsystems – Diagnostische und therapeutische Optionen in einer Fallserie

D Domagk 1, W Fegeler 1, B Conrad 1, J Menzel 1, W Domschke 1, T Kucharzik 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B

Einleitung: Mit seiner großen Bandbreite an potentiellen Ursachen ist der Verschlussikterus ein bekanntes Krankheitsbild in der Gastroenterologie. Infektionen des Gallenwegsystems mit Candida oder anderen Pilzerregern mit konsekutiver, biliärer Obstruktion waren früher eine Rarität, werden in letzter Zeit aber immer häufiger beobachtet.

Patienten und Methoden: Wir berichten über eine Fallserie von sieben Patienten mit einer Candidiasis des Gallenwegsystems, die an unserer Klinik diagnostiziert und behandelt wurden. Prädisponierende Faktoren zur Entwicklung der Gallenwegsmykose, Treffsicherheit verschiedener diagnostischer Verfahren und Behandlungsoptionen werden basierend auf unseren Erfahrungen präsentiert und diskutiert.

Ergebnisse: Alle untersuchten Patienten litten unter bestimmten Begleiterkrankungen und Prädispositionen, die zu einer Suppression ihres Immunsystems führten. Zu den prädisponierenden Faktoren zählten die Einnahme von immunsuppressiver Medikationen nach stattgehabter Organtransplantation oder zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Weiterhin standen viele der Patienten unter systemischer Antibiose oder wurden intensivmedizinisch behandelt. Neben grundlegenden diagnostischen Verfahren, wie den laborchemischen Untersuchungen oder dem Abdomen-Ultraschall, ist die ERCP zur Darstellung von Gallenwegsmykosen besonders wichtig. Nach Aspiration von Galle im Rahmen der endoskopischen Diagnostik gelang in mikrobiologischen Untersuchungen in allen Fällen der Nachweis von Candida albicans. Im Einzelnen betrug die Treffsicherheit 29% für den transabdominellen Ultraschall, 40% für die Abdomen-Computertomographie, 86% für die ERCP und 100% für die ERCP plus nachfolgende mikrobiologische Analyse. Die Therapie beinhaltete antiinfektiöse Medikation und endoskopische Interventionen (Drainage, Lavage und Débridement). Wiederholte mikrobiologische Untersuchungen des aspirierten Gallensekretes konnten zeigen, dass durch die erfolgten therapeutischen Maßnahmen eine mykotische Eradikation in 71% der Fälle erfolgreich war.

Diskussion: Gallenwegsmykosen als Folge einer Immunsuppression werden in letzter Zeit immer häufiger beobachtet und sind immer noch eine große klinische Herausforderung. Neben den laborchemischen Bestimmungen und dem transabdominellen Ultraschall stellen die ERCP und die Asservierung von Gallesekret zur mikrobiologischen Analyse die wichtigsten diagnostischen Verfahren dar. Die systemische antiinfektiöse Medikation sollte nach unseren Erfahrungen durch eine endoskopisch-interventionelle Therapie ergänzt werden.