Endoskopie heute 2006; 19 - P41
DOI: 10.1055/s-2006-939404

Bakterielles Keimspektrum im Gallenwegssystem nach Prothesenimplantation

S Weigold 1, I Wallstabe 1, T Grünewald 1, M Zachäus 1, M Waizmann 1, M Repp 1, M Lindner 1, BR Ruf 1
  • 1Klinikum St. Georg, Leipzig, 2. Klinik für Innere Medizin

Die Prävalenz einer bakteriellen Besiedlung des Gallenwegssystems beträgt in Deutschland ca. 65–80%. Die cholangiogene Sepsis stellt nach wie vor eine lebensbedrohliche Erkrankung dar. Desweiteren wird angenommen, dass Kunststoff-Endoprothesen im Gallengang zu einem veränderten Keimspektrum führen und durch die Ausbildung eines Biofilmes, Adhärenz von Bakterienkulturen und Ablagerungen in der Prothese deren Verschluss herbeigeführt wird. Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Vergleich des biliären Keimspektrums bei Patienten mit und ohne Endoprothese. Im Zeitraum von 12/2002 bis 04/2005 wurden insgesamt 165 Patienten in die Studie eingeschlossen. Der Gallensaft wurde im Rahmen der ERCP gewonnen und anschließend mikrobiologisch untersucht. Bei 28 der 165 Patienten lag ein Zustand nach Endoprothesen-Implantation vor. In allen 28 Kulturen der Endoprothesenträger und in 106 von 137 (77%) Kulturen von Patienten ohne Drainage wurden Erreger nachgewiesen. Patienten mit einer Endoprothese zeigten ein signifikant größeres Keimspektrum und höhere Keimzahlen. Desweiteren lagen signifikant mehr Enterokokken-Infektionen vor als bei Patienten ohne Endoprothese (78,6% vs. 30,5%). Patienten mit und ohne Endoprothesen weisen ein signifikant unterschiedliches Keimspektrum im Gallengang auf, welches in der kalkulierten Antibiotikatherapie von cholangiogenen Infektionen unbedingt beachtet werden sollte.