Endoskopie heute 2006; 19 - P36
DOI: 10.1055/s-2006-939399

Einsatz der Patency-Kapsel vor Video-Kapsel-Endoskopie mit der PillCam:Zuverlässig mit dem Scanner nachweisbar und im klinischen Alltag lohnenswert?

M Hunstiger 1, J Barnert 1, H Messmann 1
  • 1Zentralklinikum Augsburg, III. Medizinische Klinik

Hintergrund: Die Video-Kapsel (PillCam) der Fa. GIVEN Imaging erlaubt die endoskopische Untersuchung des Dünndarmes auf nicht-invasive Weise. Ein Problem ist die Gefahr einer Kapselretention an Engstellen im Dünndarm. Dies kann die Notwendigkeit eines operativen Eingriffes nach sich ziehen. Röntgenuntersuchungen des Dünndarmes können diese Gefahr nicht sicher ausschließen. Seit kurzem bietet die Firma GIVEN eine Patency-Kapsel an, deren Ausmaße denen der Video-Kapsel entspricht. Sie besteht aus abbaubarem Material, das einen Radio-Frequency-ID (RFID)-Chip umschließt. Der RFID kann mittels eines extrakorporalen Scanners (Sende-Empfangseinheit) im Abdomen nachgewiesen werden. Nach zwei Tagen löst sich die Patency-Kapsel auf und geht auf natürliche Weise ab. Ist die Patency-Kapsel nach 40h nicht mehr im Abdomen nachweisbar, soll dies ein Indikator für eine problemlose Passage der Video-Kapsel sein. Material und Methodik: 14 Patienten, die sich einer Untersuchung mit der Video-Kapsel(PillCam) unterziehen sollten, wurde zuvor die Patency-Kapsel verabreicht. Nach 24h wurde das Abdomen mit dem Scanner untersucht und gleichzeitig mit Röntgen durchleuchtet. Die Untersuchungen führten zwei verschiedene Ärzte durch, die das Ergebnis der jeweils anderen Untersuchung nicht kannten. War die Patency-Kapsel mit einer dieser Methoden noch nachweisbar, erfolgte nach 32h eine weitere Untersuchung mittels Scanner und Röntgen. Resultate: Bei den 14 Patienten wurden insgesamt 25 Untersuchungen (Röntgen+Scanner) durchgeführt. Die Ergebnisse von Röntgen und Scanner waren bei allen Patienten identisch. Bei 3 Patienten (3/14) war nach 24h die Patency-Kapsel nicht mehr im Abdomen nachweisbar, bei den übrigen 11 war dies aber noch der Fall. Nach 32h war bei 5 dieser 11 Patienten die Patency-Kapsel dann nicht mehr nachweisbar. Die verbliebenen 6 Patienten mit der im Abdomen noch nachweisbaren Patency-Kapsel erhielten die PillCam. Bei keinem dieser Patienten kam es zu Problemen. Der Abgang der Video-Kapsel per vias naturales wurde entweder von den Patienten bemerkt und/oder das Erreichen des Zökums wurde bei der Auswertung der Videoaufzeichnung erkannt. Schlussfolgerung: Die Patency-Kapsel kann mittels des zugehörigen Scanners zuverlässig im Abdomen nachgewiesen werden. Damit ist eine radiologische Kontrolle überflüssig. Andererseits kann bei den meisten Patienten, bei denen die Patency-Kapsel im Abdomen nach 32h noch nachweisbar ist, trotzdem problemlos die PillCam verabreicht werden. Es stellt sich damit die Frage, wie spezifisch die Methode eine Retention der PillCam vorhersagt, und ob der zeitliche Aufwand und die Kosten des routinemäßigen Einsatzes der Patency-Kapsel gerechtfertigt sind.