Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2005-920617
Die Wahrnehmung sozialer Unterstützung im Alter
Ziel der Untersuchung/ d. Vorhabens: Soziale Unterstützung im Alter wird zumeist unter dem Blickwinkel der Unterstützungsleistungen und der Verfügbarkeit von Unterstützungspersonen diskutiert. Ob die Wahrnehmung sozialer Unterstützung diesen formalen und strukturellen Merkmalen sozialer Netze folgt, ist bislang kaum untersucht worden. Die subjektive Sicht auf die Ressourcen des sozialen Umfeldes ist gerade im Alter bedeutsam für das Wohlbefinden und das Abrufen von Hilfeleistungen. Untersucht wird die Frage nach dem Ausmaß tatsächlicher und wahrgenommener Unterstützungsleistungen in Abhängigkeit vom Gesundheitszustand. Material und Methoden: Datenbasis ist die Rostocker Teilstichprobe der „Interdisziplinären Längsschnitt-Studie des Erwachsenenalters über die Bedingungen zufriedenen und gesunden Alterns“ (ILSE). Berücksichtigt wurden die Datensätze der Geburtskohorte 1930–32 der letzten beiden Messzeitpunkte (1999; 2004) (n=41). Verwendet wurde der „Fragebogen zur Sozialen Unterstützung“ (F-SozU) von Sommer & Friedrich (1989,1991). Aus der Exploration stammen die Angaben zu den Kontakthäufigkeiten zwischen Probanden und Kindern. Der objektive Gesundheitszustand wurde durch einen Arzt bestimmt. Ergebnisse: Im Längsschnitt zeigt die Stichprobe sowohl Konstanz in der Wahrnehmung sozialer Unterstützung als auch Wahrnehmungsdifferenzen in Abhängigkeit vom Gesundheitszustand: je schlechter die gesundheitliche Situation, desto weniger Unterstützung wird wahrgenommen. Die Kontaktintensität zwischen Probanden und ihren Kindern ist mit durchschnittlich 1–2 Treffen pro Woche über die Messzeitpunkte hinweg stabil. Die Kontakte zu den Kindern stehen weder im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand der Probanden noch mit deren Wahrnehmung sozialer Unterstützung. Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass trotz gleich bleibend hoher Kontaktfrequenzen soziale Unterstützungsleistungen weniger wahrgenommen werden, wenn gesundheitlich belastende Ereignisse eintreten. Schlussfolgerungen: Gesundheitliche Beeinträchtigungen werden möglicherweise durch die Konstanz der sozialen Unterstützungsleistungen nicht ausgeglichen. Denkbar ist ferner, dass ein verschlechterter Gesundheitszustand die soziale Wahrnehmung trübt und damit Gefühle der Einsamkeit verstärkt und potentielle Unterstützungsleistungen gefährdet.