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DOI: 10.1055/s-2005-920603
Schichtspezifität chronischer Krankheiten und Beschwerden
Hintergrund: In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien gezeigt, dass die unteren Sozialschichten vermehrt von Krankheiten und Beschwerden sowie daraus resultierenden Einschränkungen der Lebensqualität betroffen sind. Ziele und Forschungsfragen: Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht die Frage, bei welchen spezifischen Krankheits- und Beschwerdebildern sich der Einfluss der Schichtzugehörigkeit besonders deutlich abzeichnet. Material und Methoden: Die Untersuchung basiert auf Daten des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98, N=7.124) und des telefonischen Gesundheitssurveys 2003 (GSTel03, N=8.318). Im BGS98 wurde eine Liste von 43 Krankheiten erhoben, während durch den GSTel03 Informationen zu einzelnen chronischen Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Hypertonie, chronischer Bronchitis oder Diabetes mellitus bereitgestellt werden. Die Schichtzugehörigkeit wird in beiden Surveys anhand eines mehrdimensionalen Indexes erfasst, der auf Angaben zum Haushaltsnettoeinkommen, Bildungsniveau und Berufsstatus basiert und zwischen einer Unter-, Mittel- und Oberschicht differenziert. Ergebnisse: Männer wie Frauen aus der Unterschicht sind verstärkt von Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, chronischer Bronchitis und Diabetes mellitus betroffen. Auch chronischer Rückenschmerz, Schwindel und Depressionen kommen bei ihnen häufiger vor. Eine Ausnahme stellen lediglich Allergien dar, die in der Oberschicht eine stärkere Verbreitung erfahren. Am stärksten macht sich der Schichteinfluss im mittleren Lebensalter bemerkbar: Das Erkrankungsrisiko ist dabei in der Unter- im Vergleich zur Oberschicht – je nach Krankheitsbild – um den Faktor 1,5 bis 2,0 erhöht. Im höheren Alter nimmt mit steigender Krankheitshäufigkeit die Bedeutung der Schichtzugehörigkeit merklich ab. Schlussfolgerungen und Diskussion: Der Einfluss der Schichtzugehörigkeit auf die Krankheitsbelastung variiert nach Alter, Geschlecht und betrachtetem Krankheitsbild. Bei der Planung und Umsetzung von präventiven Maßnahmen und Versorgungsangeboten sollten diese Unterschiede berücksichtigt werden.