Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P258
DOI: 10.1055/s-2005-919292

Verminderte exekutive Kontrolle bei Parkinsonpatienten als Ausdruck einer Beeinträchtigung der endogenen Präparation beim Aufgabenwechsel

C Daniels 1, K Witt 1, J Kernbichler 1, S Rehm 1, J Volkmann 1, G Deuschl 1
  • 1Kiel

Die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben wechseln zu können und damit adäquat auf die Umwelt reagieren zu können, stellt eine grundlegende exekutive Kontrollfunktion dar. Rogers und Monsell postulierten, dass sich kognitive Vorgänge beim Aufgabenwechsel aus zwei Komponenten zusammensetzen: einer antizipatorischen (endogenen) und einer stimulus-getriggerten (exogenen) Komponente. Eine Störung der Exekutivfunktionen beim M. Parkinson (MP) ist u.a. anhand erhöhter Reaktionszeiten bei Aufgabenwechselparadigmen gezeigt worden. Diese Untersuchungen prüften diesen Aufgabenwechsel jedoch unter Bedingungen, welche eine hohe Anforderung an das Arbeitsgedächtnis hatten und die stets an ein zielorientierte Handlungskomponente neben den Aufgabenwechsel gebunden waren. Diese Studie prüft die exekutive Kontrolle bei Parkinson Patienten mit einem Test, welcher keine relevanten Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis stellt und das Planen einer zielorientierten Handlung als Einflussgröße vernachlässigt. Ferner untersuchen wir den Einfluss der antizipatorischen und der stimulus-getriggerte Komponente beim Aufgabenwechsel.

Wir untersuchten 13 MP-Patienten und 15 Kontrollpersonen mit dem „Set-Shifting“-Paradigma von Rogers und Monsell in zwei Fassungen: In einem Durchgang war der Aufgabenwechsel vorhersehbar, es ist somit möglich sich auf den Aufgabenwechsel vorzubereiten (endogene Präparation) und in einer zweiten Testversion war der Aufgabenwechsel nicht vorhersehbar und eine endogene Präparation auf den Aufgabenwechsel somit nicht möglich. Die exekutiven Kontrollfunktion wurde anhand der Reaktionszeiten gemessen, welche beim Aufgabenwechsel nötig wurden.

Im Vergleich zu den Probanden zeigten MP-Patienten nur dann längere Reaktionszeiten, wenn der Aufgabenwechsel vorhersehbar war.

Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass eine gestörte exekutive Kontrollfunktion auch in Abwesenheit relevanter Arbeitsgedächtnis- und Planungsfunktionen beim M. Parkinson nachzuweisen ist und dass besonders die endogene antizipatorische Komponente der exekutiven Prozesse während des Aufgabenwechsels beeinträchtigt ist.