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DOI: 10.1055/s-2005-919278
Quantitative Liquorflussmessung – ein neuer Ansatz zur Diagnostik und Pathophysiologie der Syringomyelie und cervicalen Myelopathie
Die quantitative Messung des pulsatilen Liquorflussses (CSF-Flow) ist eine neue Dimension in der Diagnostik und pathophysiologischen Beurteilung der zerebralen und spinalen Liquordynamik.
Methodik: Motor des pulsatilen CSF-Flow ist die Herzaktion. Sie führt zu einer ständigen Zu- und Abnahme des zerebralen Blutvolumens, die den Liquor in der Systole vom zerebralen Subarachnoidalraum (SAS) in den spinalen SAS drückt und ihn in der Diastole wieder zurückfließen lässt. Die EKG-getriggerte Phasenkontrast-MRT ermöglicht nicht nur die schon übliche qualitative Darstellung des CSF-Flow, sondern auch eine quantitative Bestimmung der Flussmenge in ml/s und der Geschwindigkeit in cm/s.
Ergebnisse: Die Entwicklung einer Syringomyelie bei Arnold-Chiari-Fehlbildung beruht nach der aktuellen Hypothese auf der Beschleunigung des CSF-Flow an dem eingeengten craniocervikalen Übergang. Am Beispiel einer Megasyrinx können wir zeigen, dass der direkte CSF-Flow vom 4.Ventrikel in die Syrinxhöhle im Gegensatz zur Gardner-Theorie nicht relevant ist, dass der Liquor direkt aus dem zerebralen SAS in die Syrinx gedrückt werden kann und zu einem pulsatilen Fluss in der Syrinx führt. In prä- und postoperativen Messungen in 6 Fällen konnte das Kollabieren der Syrinxhöhle und die Normalisierung des CSF-Flow nach neurochirurgischer Dekompression der hinteren Schädelgrube quantifiziert und mit der Klinik korreliert werden.
Auch spinale Arachnoidalzysten und die Einengung des SAS bei der cervicalen Myelopathie führen zu einer pathophysiologisch bedeutsamen Änderung des CSF-Flow und u.U. zu einer Hydromyelie oberhalb und unterhalb der spinalen Enge. Die Art und das Ausmaß der Störung des CSF-Flow und ihre Folgen auf das Myelon konnten in 3 Schweregrade unterteilt werden (n=18). Auch hier ließ sich in Einzelfällen ein direktes Einströmen des Liquor in das Myelon nachweisen.
Schlussfolgerung: Die quantitative Messung des CSF-Flow erhöht gegenüber der qualitativen die diagnostische und pathophysiologische Aussagekraft deutlich. Sie gibt neue Aufschlüsse über die Entwicklung der Syringomyelie, cervicalen Myelopathie und anderer raumfordernder Prozesse des SAS. Durch prä- und postoperative Messungen lässt sich der Effekt dekomprimierender Operationen quantifizieren und bietet damit ein objektives Maß, das auf den klinischen Langzeiteffekt verglichen werden kann.