Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V126
DOI: 10.1055/s-2005-919238

Immunzytologie und Klonalität TCR Vß-spezifisch expandierter CD4+ T-Zellen bei der autoimmunen Myasthenia gravis

B Tackenberg 1, J.E Bartholomäus 1, K Schlegel 1, J Kruth 1, M Happel 1, W.H Oertel 1, B Hemmer 1, N Willcox 1, N Sommer 1
  • 1Marburg, Düsseldorf; Oxford, UK

Einleitung: Myasthenia gravis ist eine der am besten charakterisierten Autoimmunerkrankungen, bei der CD4+ T-Zellen eine wesentliche Rolle sowohl bei der Initiierung als auch bei der Aufrechterhaltung der Erkrankung spielen. Der direkte und von einem immunpathogenen Epitop unabhängige Nachweis klonal expandierter T-Zellen gelang bei der MG bislang nicht. Ziel dieser Studie war die molekularbiologische und immunzytologische Charakterisierung klonal expandierter CD4+ T-Zellen im Blut von 118 Patienten mit generalisierter MG über einen Beobachtungszeitraum von 36 Monaten.

Methoden: CD4+ Lymphozyten (PBL) von 118 Patienten mit generalisierter, Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper positiver MG wurden mittels Flusszytometrie hinsichtlich ihres T-Zell-Rezeptor (TCR) Vß Repertoires untersucht. TCR Vß-spezifische Expansionen >5 Standardabweichungen (sd) vom Mittelwert einer gesunden, alters- und geschlechtsgematchten Kontrollgruppe wurden über einen Zeitraum von 36 Monaten flusscytometrisch sowohl hinsichtlich ihres immunzytologischen Aktivitätsmusters (CD45RA, CD45RO, CD28, CD49ff., CD11a, CD57, CD95) als auch Cytokinmusters (Th1 vs. Th2) näher charakterisiert. Der Klonalitätsnachweis wurde bei 5 Index-Patienten mittels limiting dilution Langzeitzellkultur, anschließendem CDR3 Spectratyping und CDR3-Sequenzierung geführt.

Ergebnisse: Bei 21 Patienten (17.8%) konnten TCR Vß spezifische Expansionen (>5sd) nachgewiesen werden. Es fand sich hinsichtlich Lymphozyten-trafficking, Apoptose und T-Zell/B-Zell Interaktion ein einheitliches interindividuelles immunzytologisches Muster. CD45RA, CD45RO, CD28 und CD57 waren auf den expandierten Zellen individuell unterschiedlich exprimiert. 4 von 5 Index-Patienten zeigten innerhalb ihrer expandierten Population klonale Expansionen, die ex vivo ein Th1 Zytokinmuster aufwiesen. Über einen Zeitraum von 36 Monaten blieb der immunzytologische Befund der expandierten Zellen zwar interindividuell heterogen, intraindividuell aber weitgehend stabil.

Schlussfolgerung: CD4+ T-Zellen sind bei der Myasthenia gravis klonal expandiert. Ihre immunzytologischen Eigenschaften ex vivo bleiben über lange Zeit stabil, was ihre krankheitsrelevante Rolle vermuten lässt. Die Charakterisierung ihrer Epitopspezifität wird weitere Aufschlüsse darüber geben, welchen spezifischen Stellenwert sie in der Pathogenese der MG einnehmen könnten.