psychoneuro 2005; 31(4): 188
DOI: 10.1055/s-2005-869468
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neue Hoffnung für Patienten mit weit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung - Infusion verbessert Beweglichkeit und Lebensqualität

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Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)

 

Im weit fortgeschrittenen Parkinson-Stadium - wenn der Patient steigende Levodopa-Dosen benötigt, aufgeteilt in immer mehr Einzeldosen, um die Wirkungsschwankungen zu minimieren - kann man viele Patienten trotz einer individuell optimierten oralen Kombinationstherapie nicht mehr ausreichend motorisch stabilisieren, hob Dr. Karla Eggert, Marburg, während eines Pressegesprächs im Rahmen des 4. Deutschen Parkinson-Kongresses hervor. In dieser Situation bietet sich mit der duodenalen Infusion von Duodopa® eine patientenfreundliche Therapiemöglichkeit an, mit der man dem natürlichen Vorbild der kontinuierlichen dopaminergen Stimulation nahe kommt. Duodopa® ist eine Gelsuspension aus Levodopa und dem Decarboxylasehemmer Carbidopa. Sie wird über ein Schlauchsystem appliziert, das mittels der sog. perkutanen endoskopischen Gastrektomie (PEG) durch die Bauchdecke geführt wird und in einer Sonde direkt im Duodenum endet. Die PEG wird in der Klinik durchgeführt; anschließend wird dort die notwendige Levodopa-Dosis eingestellt. Danach erfolgt die Weiterbetreuung durch den niedergelassenen Arzt. Mit dem mobilen Pumpensystem in der Größe einer großen Geldbörse wird während des gesamten Tages ein gleichmäßiger L-Dopa-Spiegel im Blut erzielt. Der Patient kann nach einer Einweisung selbst situationsgerecht die Levodopa-Dosis steuern, wenn er beispielsweise erste motorische Beweglichkeitsstörungen spürt. Gleichzeitig genießt er die größtmögliche Mobilität, ein wichtiges Kriterium für die Verbesserung der subjektiven Lebensqualität.

Duodopa® ist seit Oktober 2004 in Deutschland zur Therapie von Patienten mit M. Parkinson im fortgeschrittenen Stadium mit schweren, oral nicht ausreichend kontrollierbaren motorischen Fluktuationen bzw. Dyskinesien zugelassen. Die Medikation ist in Deutschland im Rahmen der Orphan Drugs Registrierung zugelassen und wird daher von den Krankenkassen refinanziert. Eine Kombinationstherapie mit anderen Antiparkinson-Medikamenten ist möglich, nach den Erfahrungen von Eggert aber oft nicht nötig.

Die duodenale Infusionstherapie mit Duodopa® wurde in klinischen Akut- und Langzeitstudien mit einer Beobachtungsdauer von über vier Jahren untersucht und darüber hinaus mit einer oralen Kombinationstherapie verglichen (Nyholm D. Int. Congress oft the Movement Disorder Society, Rom, 2004). In einer randomisierten Crossover-Studie wurden 24 Parkinson-Patienten mit schweren Fluktuationen jeweils drei Wochen mit Duodopa® intraduodenal oder einer individuell optimierten oralen Kombinationstherapie behandelt und dann auf die Vergleichstherapie umgestellt.

Die mit Duodopa® therapierten Patienten verzeichneten eine gegenüber der oralen Kombinationstherapie statistisch signifikant deutlichere Verbesserung auf der UPDRS-Motor-Subskala (p < 0,05). Gleichzeitig stieg die Zeit weitgehend normaler motorischer Beweglichkeit gegenüber der Vergleichsgruppe statistisch signifikant um 81-100% (p < 0,01). Auch die Beurteilung der subjektiven Lebensqualität fiel im Arzt- und Patientenurteil eindeutig zugunsten der duodenalen Infusionstherapie aus.

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